8. Bezirk, Josefstadt
Der 8. Bezirk ist Wiens kleinster Bezirk, hat aber mehr Einwohner als die Innere Stadt. Der Bezirk liegt auf einem kleinen Plateau, das nördlich vom Alser Bach und südlich vom Ottakringer Bach begrenzt wird. Auf den ehemaligen Feldern des Schottenstiftes ließen sich Anfang des 18. Jahrhunderts viele Adelige nieder und bauten repräsentative Gartenpalais. Die Josefstadt ist bis heute ein bürgerlicher Wohnbezirk geblieben. Traditionelle Kaffeehäuser, das Theater in der Josefstadt, Vienna´s English Theatre, das Kabarett Niedermair, die Piaristenkirche, das Palais Auersperg, das Palais Schönborn (Museum für Volkskunde) oder das Landesgericht sind charakteristische Institutionen im 8. Bezirk. Aufgrund vieler Studentenheime und Uni-Nähe mischen sich in der Josefstadt StudentInnen und BeamtInnen mit dem bürgerlichen Publikum, die das Theater anzieht oder die hier wohnen.
Zur Geschichte im Detail:
Der 8. Bezirk „Josefstadt“ wurde im Zuge der ersten Stadterweiterung 1850 eingemeindet, und zwar ursprünglich als 7. Bezirk. 1861, nach der Abtrennung Margaretens von Wieden als eigener (5.) Bezirk, erhielt die Josefstadt die heute geltende Nummerierung. Er umfasst die ursprünglich selbstständigen Vorstadtgemeinden Strozzigrund, Josefstadt und Breitenfeld sowie Teile der Vorstädte Alt-Lerchenfeld, St. Ulrich und Alservorstadt.
Stadt des Adels
Die Vorstadt Josefstadt, 1700 von der Stadt erworben, erhielt ihren Namen zu Ehren Kaiser Josephs I. Die Gegend wurde 1281 erstmals unter dem Namen "Burcfelt" (Burgfeld oder Buchfeld) urkundlich erwähnt. 1295 findet sich die Bezeichnung "Lerochveldt" (Lerchenfeld), später "Bei den Ziegelöfen", "Im neuen Feld", "Auf den schottischen Feldern", Ende des 16. Jahrhunderts "Rottenhof". Seit Anfang des 14. Jahrhunderts dürften das Schottenkloster und der Deutsche Ritterorden die alleinigen Grundbesitzer gewesen sein. Auf dem ehemaligen Ackerland des Schottenstifts kam es ab 1690 zu ersten regen Bautätigkeiten, nachdem Marchese Hippolyth Malaspina das Gebiet gekauft, parzelliert und die Ansiedlung durch Nachlass aller Abgaben begünstigt hatte.
Der Strozzigrund befand sich links und rechts der heutigen Strozzigasse. Ursprünglich zu Alt-Lerchenfeld gehörend, verdankt er seine Bezeichnung Maria Katharina Gräfin Strozzi, die 1702 in dieser Gegend Gründe kaufte und ein Palais erbauen ließ. 1746 wurde der Strozzigrund von der Stadt erworben, die ihn 1770 an einen Samtfabrikanten weiterveräußerte, der seinerseits wiederum einen großen Teil parzellierte und als Baugründe weiterverkaufte. Damit begann die intensive Verbauung der Gemeinde.
Anfang des 18. Jahrhunderts ließen sich zahlreiche Adelige, wie z. B. die Rofrano (heute Palais Auersperg), Haugwitz (das adaptierte Palais war zwischen 1777 und 1910 Kavalleriekaserne), Caprara, Kolowrat, Schönborn (heute Museum für Volkskunde) u.a. in der Josefstadt Gartenpalais erbauen. Auch die Piaristen errichteten in jener Zeit Kirche und Schule, nach Entwürfen von Lukas von Hildebrandt, und mit Deckenfresken von Franz Anton Maulbertsch. Der Platz vor der Piaristenkirche – Maria Treu – ist bis heute einer der schönsten, unverändert erhaltenen Barockplätze Wiens, im Sommer idyllisch belebt durch einige Gastgärten.
Nach der 1857 erfolgten Schleifung der Basteien war die Josefstadt vom 1. Bezirk noch bis in die siebziger Jahre durch den Exerzier- oder Paradeplatz auf dem Josefstädter Glacis getrennt. Da über ihn keine Straße führen durfte, war sie nur auf dem Umweg über das Burg- oder Schottentor zu erreichen.
Getreide vom Breitenfeld
Das Breitenfeld war nach einem großen, dem Schottenkloster gehörenden Getreideanbaugebiet benannt und blieb bis Ende des 18. Jahrhunderts unverbaut. Erst nachdem es vom Schottenabt 1801 zur Verbauung freigegeben worden war, entwickelte es sich rasant zur eigenen Vorstadtgemeinde. Die angelegten Straßen (Albertgasse, Breitenfelder Gasse, Bennogasse, Laudongasse) und die beiden Rechteckplätze (Bennoplatz, Albertplatz) haben noch den Biedermeier-Charakter ihrer Entstehung zwischen 1802 und 1830 bewahrt.
Der in den 8. Bezirk eingemeindete Teil von Alt-Lerchenfeld war 1295 erstmals unter dem Namen "Lerochveldt" urkundlich erwähnt und blieb bis Ende des 17. Jahrhunderts unverbaut. Dann entwickelte er sich aber so rasch, dass kurz nach 1700 außerhalb der Linie bereits der Vorort Neu-Lerchenfeld entstand. 1703-1705 wurde Lerchenfeld von der Stadt erworben.
Der in den 8. Bezirk eingemeindete Teil der Vorstadt St. Ulrich umfasste nur die Häuserzeilen links und rechts der Neudeggergasse und der Piaristengasse zwischen Lerchenfelder und Josefstädter Straße.
Der in den 8. Bezirk eingemeindete Teil der Alservorstadt wurde der Josefstadt erst 1861 zugeschlagen. Er befand sich zwischen den heutigen Straßenzügen Florianigasse - Feldgasse - Alser Straße - Landesgerichtsstraße. Die Vorstadt bekam ihren Namen vom Alserbach (im 11. Jahrhundert erstmals genannt) und der Alser Straße, die schon 1211 als "Alsaerstrazze" zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde. Erst nach der zweiten Türkenbelagerung bildeten sich links und rechts der Alser Straße, deren heutiger Verlauf auch erst 1684 angelegt wurde, geschlossene Häuserzeilen. An der Stelle des heutigen Landesgerichtsgebäudes befand sich ein großer Friedhof, der "neue Stephansfreythoff' (bis zur Zeit Kaiser Josefs II.) und die bürgerliche Schießstätte. Die Kirche (Alser Kirche) und das Kloster der Trinitarier (seit 1784 Minoriten) wurden 1727 vollendet.