13. Bezirk, Hietzing
Die Dörfer, Hacking, Ober- und Unter-St. Veit, Hietzing, Schönbrunn, Lainz, Speising, die heute den Bezirk Hietzing bilden, sind schon im 12. und 13. Jh. erstmals urkundlich erwähnt. Über Jahrhunderte lebte dieses Gebiet von der Landwirtschaft, es gab Viehweiden, Äcker, Gemüseanbau und ausgedehnte Weingärten. In der Nähe des Küniglbergs und um das Gebiet des heutigen Hietzinger Friedhofs lagen ein Steinbruch sowie Sand- und Schottergruben. Hietzing ist heute der „grünste“ Bezirk Wiens. Im Norden ist der Bezirk durch den Wienfluss begrenzt, im Osten liegt das Parkareal Schönbrunn (ursprünglich Katterburg), im Süden entstanden verschiedene Krankenhauseinrichtungen und im Westen liegt der Lainzer Tiergarten (Wienerwald). Durch den Bau des Schlosses Schönbrunn in seiner heutigen Form im 18. Jh. wurde das Gebiet zu einem Ausflugs- und Sommerfrischeort mit Gastwirtschaften, Weinhäusern, Meiereien, Schwenders „Neue Welt“ und dem Vergnügungsetablissement Dommayer's Casino, das als Kaffeehaus bis heute überlebt hat. Vor 1820 fuhr der Stellwagen „aufs Land“, später die Pferdetramway und ab 1883 die Dampftramway. Im Wiental siedelten sich Handwerksbetriebe an. Im Bereich der aufgelassenen Weinberge entwickelten sich die Villengegenden, es entstanden Arbeitersiedlungen (Lockerwiese, Hermeswiese, Friedensstadt, Kongressiedlung), kommunaler Wohnbau, Versorgungseinrichtungen, die Werkbundsiedlung und das Fernsehzentrum am Küniglberg. Fast alle bedeutenden Architekten Wiens haben in Hietzing gebaut und viele Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Wissenschaft, Politik und Kirche hatten oder haben hier ihren Wohnsitz. Und so gilt auch der Hietzinger Friedhof seit jeher als Friedhof der Reichen und Berühmten. Zahlreiche Berühmtheiten fanden hier ihre letzte Ruhestätte: Franz Grillparzer, Otto Wagner, Gustav Klimt, Alban Berg, Katharina Schratt, Heinz Conrads, Bundeskanzler Engelbert Dollfuß oder die Familien Coudenhove-Kalergi, Dommayer, Mautner Markhof, Palmers oder Strauss.
Zur Geschichte im Detail:
Die Ortsgemeinde Hietzing wurde am 1. Jänner 1892 mit den Gemeinden Penzing, Lainz, Breitensee, Ober- und Unter St. Veit, Hacking, Baumgarten, den Katastralgemeinden Schönbrunn und Speising sowie Teilen von Mauer, Hütteldorf und Hadersdorf und dem Auhof zum 13. Bezirk „Hietzing“ zusammengeschlossen. 1938 wurde aus den am linken Wienufer gelegenen Bezirksteilen Hietzings der 14. Gemeindebezirk „Penzing“ geschaffen.
Die damalige Bezirksgrenzen
Hietzing erstreckte sich zwischen der heutigen Maxingstraße und der Gloriettegasse bis zur Lainzer Straße und beiderseits der Auhofstraße stadtauswärts bis etwa zur heutigen Steckhovengasse. Die Katastralgemeinde Schönbrunn umfasste hauptsächlich das Areal des Schönbrunner Schlosses. Lainz und Speising lagen westlich bzw. östlich von der Speisinger und Lainzer Straße. Unter St. Veit schloss wienaufwärts an Hietzing an und reichte bis zur Feldmühlgasse und Hietzinger Hauptstraße. Ober St. Veit erstreckte sich beiderseits der Hietzinger Hauptstraße entlang der Firmiangasse und Glasauergasse im Norden bis zur Schweizerthalgasse und Einsiedeleigasse im Süden. Hacking lag am Wienfluss um die heutige Schloßberggasse. Wienflussaufwärts, an der rechtsseitigen Tallehne, lag der Auhof, das Forsthaus des Forstmeisters des Lainzer Tiergartens.
Keine Industrie im vornehmen Hietzing...
Hietzing, wahrscheinlich eine Gründung des 9. oder gar 8. Jahrhunderts, leitet seinen Namen vermutlich von Hiezo oder Hezzo ab, beides Kurzformen des Namens Heinrich. Die erste Nennung erfolgte 1130. 1253 erwarb das Stift Klosterneuburg die dortigen Besitzungen des Deutschen Ritterordens. 1481 wurde der Ort durch die Ungarn zerstört. Um 1500 setzte ein Aufschwung ein, der durch den Türkensturm 1529 und neuerlich 1683 jählings unterbrochen wurde. Ein Großteil der Höfe wurde zerstört. Lange Zeit blieb der Ort ein ärmliches Ackerbauerndorf. Der eigentliche Aufschwung setzte erst ein, als Maria Theresia das Schloss Schönbrunn als Sommersitz ausgestalten ließ. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Hietzing zur beliebtesten Sommerfrische Wiens. Auf Grund seiner Nähe zum kaiserlichen Hof wurde es attraktiv für Adel und Besitzbürgertum, aber auch für Handwerker, die günstige Arbeitsgelegenheiten vorfanden. Von 1787 bis 1806 wuchs der Ort von neunundzwanzig auf einhundertsechsundzwanzig Häuser. Die vornehme Nachbarschaft verhinderte auch die Ansiedlung von Industrien. Der Hietzinger Friedhof an der Maxingstraße ist einer der schönsten und schönstgelegenen von Wien.
...Fabriken siedelten sich dafür in Ober- und Unter St. Veit an
Unter St. Veit, zunächst Neudörfl genannt, entstand erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts; daher fehlt ihm der dörfliche Ortskern. Hier siedelten sich hauptsächlich Gärtnereien an, daneben auch viele Färber- und Druckereibetriebe, deren Abwässer den Wienfluss immer stärker verschmutzten.
In Ober St. Veit ist der ursprüngliche Dorfcharakter noch deutlich erkennbar. Die seit dem 12. Jahrhundert nachweisbare Pfarrkirche wurde 1742 durch Matthias Gerl neu errichtet. Im 14. Jahrhundert wird der Ort als "In der Au" oder "Auf der Wien" bezeichnet. Bereits damals stand auf dem heutigen Wolfrathplatz das St. Veiter Schloss, das spätere Erzbischöfliche Palais. Seit 1365 in Besitz der Propstei Allerheiligen bei St. Stephan in Wien, wurde es später vom Bistum Wien erworben und 1762 an das Kaiserhaus verkauft, das es bereits 1777 wieder veräußerte. Zuvor wurde es 1762-1767 von Nikolaus Pacassi umgebaut. Nach Verwüstungen in der Franzosenzeit erfolgte 1819 eine neuerliche Restaurierung. Heute dient das Palais als Privatschule. Seit dem Entstehen des Neudörfls (Unter St. Veit) erhielt der alte Ort den Namen Ober St. Veit. Entlang der Wien entstanden auch in Ober St. Veit einige Fabriken, darunter eine Seidenfabrik und eine Zuckerraffinerie. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden in Ober St. Veit alljährlich ein Faschingsumzug und ein beliebter Kirtag abgehalten.
Die Festung des Wientals
Der Ort Hacking fand 1156 erstmal urkundliche Erwähnung. Das Geschlecht derer von Hacking ist bis ins 15. Jahrhundert nachweisbar. Ihnen gehörte auch eine "Veste", eine militärische Festung mit Erdwällen beiderseits des Wienflusses auf der Höhe der jetzigen U-Bahnstation Hütteldorf. Diese Fortifikation sollte den Weg durchs Wiental sperren. Sie wurde 1683 zerstört. Der Ort Hacking wurde kaiserlicher Besitz. Zu Zeiten Maria Theresias wurde hier – als flankierende Maßnahme zur Penzinger Seidenmanufaktur – eine Maulbeerpflanzung angelegt. Hacking entwickelte sich nur sehr langsam und blieb bis weit ins 19. Jahrhundert hinein ein armes Bauerndorf. Auf dem Grund des Hackinger Schlössls, eines kleinen Ehrenhofes mit Park, wurde 1956/57 ein Jugendgästehaus errichtet.
Der Lainzer Tiergarten schafft Arbeitsplätze
Das heutige Lainz, ein Ortsname, der slawische Herkunft verrät, wurde 1313 erstmals in einer Urkunde erwähnt. Die heutige Lainzer Straße war ein Teil der römischen Hochstraße, und der Ort, der schon im 11. Jahrhundert bestanden haben dürfte, bildete zusammen mit Speising eine Herrschaft. Bis ins 19. Jahrhundert hinein lebten die Bewohner von Lainz und Speising vor allem von der Holzarbeit im Lainzer Tiergarten und im Wienerwald. Sie arbeiteten als Holzknechte, Kohlenbrenner und Pecher. In den ersten Jahren unseres Jahrhunderts entstanden in der Ära Lueger in Lainz große kommunale Einrichtungen wie das Versorgungsheim (1902-1904) und das Lainzer Krankenhaus (1908-1913). Zum Wiener Stadtgebiet gehört auch der Lainzer Tiergarten, ein ehemaliges kaiserliches Jagdrevier, das unter Karl VI. mit einer festen Mauer umschlossen wurde. Seit 1919 ist der Lainzer Tiergarten der Öffentlichkeit zugänglich. Im Tiergarten liegt die Hermesvilla, die Kaiser Franz Joseph I. 1882-1886 für Kaiserin Elisabeth errichten ließ. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde im Bereich des Lainzer Tiergartens die von Adolf Loos entworfene Siedlung Friedensstadt angelegt. Ihre Grundsteinlegung erfolgte am 3. September 1921.
Kunst, Medizin und Technik
Der Ortsname Speising taucht 1355 erstmals urkundlich auf. Der alte Ortskern lag um die heutige Gallgasse, und der Ort teilte im Wesentlichen das Schicksal von Lainz. Um 1518 waren beide Orte vollkommen lutherisch. Vielleicht war das der Grund, warum ausgerechnet sie den Jesuiten überantwortet wurden, den heftigsten Vorkämpfern der Gegenreformation. Am „Rosenhügel“, auf dem früher ausgedehnte Rosenkulturen betrieben wurden, liegen neben Filmateliers das neurologische Krankenhaus und der Wasserbehälter der Ersten Hochquellenwasserleitung.