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5. Bezirk, Margareten

Margareten ist ein urbaner Bezirk mit einem lebendigen Geschäftsleben, dessen Zentren der Margaretenplatz, die Wiedner Hauptstraße und die Reinprechtsdorfer Straße sind. Der autofreie Siebenbrunnenplatz ist der geselligste Punkt des 5. Bezirks; ein Blick auf seine NutzerInnen zeigt, dass der Anteil der MigrantInen ungewöhnlich hoch ist für einen Bezirk innerhalb des Gürtels. Die vielen „Superwohnblocks“ des Roten Wien am Margaretner Gürtel („Ringstraße des Proletariats“) haben nicht nur eine kulturhistorische Bedeutung. Sie sorgen auch heute noch für eine soziale Durchmischung des Bezirks. Margareten ist mit 26.500 Einwohner/km2 der dichtest besiedelte Bezirk Wiens und damit Österreichs. 

Zur Geschichte im Detail:
Im Jahr 1861 wurden die (seit 1850) zum Bezirk Wieden gehörenden Ortschaften Margareten, Nikolsdorf, Matzleinsdorf, Laurenzergrund, Reinprechtsdorf, Hundsturm sowie Teile der Vorstädte Hungelbrunn und Wieden vom 4. Bezirk abgetrennt und zum 5. Wiener Gemeindebezirk "Margareten" zusammengefasst. 1873 wurden die Bezirksteile außerhalb des Linienwalls an den neu geschaffenen Bezirk Favoriten abgetreten; 1907 wurde der außerhalb des Gürtels gelegene Teil der ehemaligen Vorstadt Hundsturm, der damals die Bezeichnung "Neumargareten" führte, vom 5. Bezirk abgetrennt und dem 12. Bezirk zugeordnet.

Von Handwerker- zum Arbeiterbezirk
In den Jahrzehnten von der Bezirksgründung bis zur Jahrhundertwende wandelten sich die ländlichen Vorstädte zu einem immer dichter verbauten Großstadtareal. Auch wurde aus dem Kleinbürgerbezirk, in dem sich einst Handwerker und Gewerbetreibende angesiedelt hatten, immer mehr ein Arbeiterbezirk. 1864 wurde ein Waisenhaus, 1865 ein Armenhaus errichtet, 1867 wurde das neue Amtshaus in der Schönbrunner Straße seiner Bestimmung übergeben. In der Ersten Republik erwarb die Gemeinde Wien die Gründe des sogenannten "Draschegürtels" (entlang des heutigen Margaretengürtels) und errichtete dort eine Reihe eindrucksvoller Gemeindebauten, darunter so bedeutende wie den Metzleinstalerhof (1923/24), den Reumannhof (1924) und den Matteottihof (1927).

Ein Schloss und viele Gärten
1303 wird erstmals ein Margaretner Gutshof erwähnt. Der Gutshof wurde später zum Schloss ausgebaut und gab der Vorstadt ihren Namen. Rund um das Schloss entstand im Bereich der heutigen Hofgasse, Schlossgasse und Margaretenplatz eine Siedlung. Das Schloss wurde 1529 und 1683 von den Türken weitgehend zerstört, beide Male aber wieder neu aufgebaut. Im Schlossgarten befand sich zwischen 1749 und 1783 die erste von Kaiserin Maria Theresia gegründete Maulbeerbaumschule Wiens, die Maulbeerbäume dienten der Zucht von Seidenraupen und der industriellen Herstellung von Seide in einer eigenen Fabrik.
Auf dem Areal des Schlosses befindet sich heute der Margaretenhof, eines der markantesten Wiener Wohngebäude des 19. Jahrhunderts. Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Gelände des großen Schlossgartens (an den heute noch Garten- und Schlossgasse erinnern) parzelliert. Manche der damals erbauten Häuser stehen heute noch.

Die verloren gegangene Kirche
Die Vorstadt Matzleinsdorf (zwischen Wiedner Hauptstraße, Siebenbrunnengasse und dem Gürtel gelegen), wurde 1130 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort war freies Eigentum der Babenberger Markgrafen. Ende des 15. Jahrhunderts wurde Matzleinsdorf von den Truppen des Ungarnkönigs Matthias Corvinus zerstört. Erst im Jahre 1709 entstand in der Wiedner Hauptstraße eine Kapelle. An ihre Stelle trat die 1725 vollendete Kirche „Zum Hl. Florian" als Matzleinsdorfer Pfarrkirche; sie wurde auch "Rauchfangkehrerkirche" genannt. 1965 wurde die in der Mitte der Straße stehende Kirche trotz heftigster Einsprüche zu Gunsten des Verkehrs abgetragen.

Hier wohnten die fürstlichen Jagdhunde
In der Nähe von Reinprechtsdorf befand sich ein Rüdenhaus, in dem die landesfürstlichen Jagdhunde untergebracht waren. Später wurde anstelle der alten "Hundsmühle" ein Jagdhaus errichtet, das der späteren (1632 erstmalig urkundlich genannten) Vorstadt Hundsturm ihren Namen gab. Die Vorstadt Hundsturm entwickelte sich im 17. Jahrhundert entlang der Schönbrunner Straße zwischen Spengergasse und Margaretengürtel. 1672 wurde anstelle des Jagdhauses das Schloss Hundsturm errichtet. Kaiser Karl VI. benützte es als Jagdschloss, später wurde es verkauft und 1885 abgetragen. Der nunmehr ansehnliche Vorort, in dem sich Leinen- und Seidenzeugfabriken und auch die seinerzeit berühmte Postkartenmalfabrik des Max Uffenheim befanden, wurde 1842 von der Gemeinde Wien erworben. Als selbstständige Vorstadt sollte es nur bis 1850 bestehen. 1884 wurde der letzte Teil der ehemaligen Schlossanlage demoliert, danach parzelliert und schließlich bis auf den heutigen Bruno-Kreisky-Park verbaut. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in der Margaretenstraße 166 der „Hundsturm“ als Haus der Gewerkschaft der Eisenbahner nach Plänen des Otto-Wagner-Schülers Franz Hubert Gessner errichtet, zwischen 1961 und 1963 entstand an der Gürtelseite (Margaretengürtel 138) das daran angeschlossene heutige Kongresshaus Wien nach Plänen von Ferdinand Riedl. 

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Essay

Die Ringstraße des Proletariats

Gentrifizierung, umgedreht

Ich bin hier geboren und lebe seit 32 Jahren in Wien und habe es so satt, mich von so genannten echten Österreichern beschimpfen zu lassen. Mit welchem Recht werden die Kinder hier im Bau fotografiert oder mit der Kamera aufgenommen? Meiner Tochter wird ständig mit Wiener Wohnen gedroht, weil ich mir nichts gefallen lasse, wenn die alte Dame aus dem Fenster herunterschreit wie eine Irre. Ausländer? Meine türkische Nachbarin dagegen ist für die alte Dame eine gute Person. Aber erst, seit dem sie von der Türkin mit Baklava und anderen türkischen Spezialitäten versorgt wird. Seiher gibt´s keine Probleme mehr, vorher war die türkische Familie Problem Nummer 1 im Gemeindebau, deswegen folgte eine Beschwerde der anderen. Bekommen selber keine Kinder und drohen anderen Kindern mit Polizei, Jugendamt und Wiener Wohnen. Die Österreicher sammeln sich zusammen und reden hinterrücks und planen, wie sie es am besten erreichen können, uns Ausländern eins auszuwischen. Ja, wir sind sehr unterschiedlich – wir haben das wärmere Blut in uns. Egal wann und egal was, zu meinen ausländischen Nachbarn kann ich jederzeit gehen und verlangen, was ich brauche. Selbst wenn es Brot ist, der ausländische Nachbar sagt nicht nein. Im Bau war heute das Jugendamt bei einer Familie, danach war eine Kontrolle, die gegen 9 am Abend da war und im Hof Fotos machte. Dabei gäbe es wirklich einiges zu kontrollieren: Warum z.B. gibt es eine Sauna auf der Stiege 2 im Keller, die nur für bestimmte Leute, zufällig alles reine Österreicher, zugänglich ist? Unseren Kindern wird nicht einmal eine Rutsche hier angeboten, aber alles ist super grün und Hauptsache ist, dass immer wieder gemäht wird. Wofür? Zum Gucken?? Wir zahlen genau so mit und wir gehen auch arbeiten und wir kennen reine Österreicher, die nicht arbeiten gehen, aber was geht mich das an? Das ist doch scheißegal. Ich hätte auch Rechte und Anlässe, mich zu beschweren, aber wie gesagt, ich habe das wärmere Blut in mir!

Was sagt uns dieser Beschwerdebrief (der keiner sein will) aus einer Wohnanlage des Roten Wien, ein Dokument aus dem Jahr 2012? Erstens, dass sich zu viele Menschen, die in einer Wohnanlage nachbarschaftlich leben, einander das Leben schwer machen. Man könnte leben, aber man lebt nicht. Das Misstrauen zieht sich von der Einserstiege bis zur Siebzehnerstiege. So manche Stiegenhäuser sind die parzellierten Höllen vor der Hölle. Zweitens, die Menschen, deren Eltern als «Gastarbeiter» aus dem Ausland zugereist waren, sind selbstbewusster geworden. Vor einem Jahrzehnt wäre ein solcher Beschwerdebrief noch sehr ungewöhnlich gewesen. Sich zu beschweren, galt als Recht der Alteingesessenen. Aber was ist «alteingesessen»?

Drittens aber zeigen solche Geschichten, dass der geschichtliche Fortschritt – wenn es einen solchen gibt – heute eher nicht im Wiener Gemeindebau zuhause ist, auch nicht in dem des Roten Wien, und dass er sich generell nicht in dessen BewohnerInnen verkörpert. Um diesen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, sollte man hinzufügen, dass auch andere soziale Schichten, Gruppen, Klassen den historischen Fortschritt – wenn es einen solchen gibt – nicht verkörpern, sondern dass das Individuen an ihrer Stelle tun, aus welchen Milieus auch immer. Solche Individuen wären natürlich auch im Gemeindebau zu finden. Der «Wissenschafts»-Gehalt im Marxismus ist auf keinem Feld von der Wirklichkeit deutlicher negiert worden als in der Angelegenheit der so genannten «Gesetzmäßigkeit» des Fortschritts. Nach dem Sieg der sich damals noch direkt auf Marx und Engels berufenden Sozialdemokratie bei den Wiener Gemeinderatswahlen nach dem Ersten Weltkrieg war in der «Arbeiterzeitung» am 5. Mai 1919 folgende bescheidene Prognose zu finden: «Rot flammt es am Horizont und kündigt den herrlichen, unwiderruflichen Sieg des Sozialismus an.» Das schien in der Folge zunächst gar nicht so übertrieben zu sein, vor allem, wenn man ein paar Jahre nach diesem Wahltriumph miterlebte, wie sich die Wiener Bezirke veränderten: 64.000 kommunale Wohnungen in rund zehn Jahren! Die 1923 gestartete Wiener Wohnbauinitiative sucht ihresgleichen – das zum Bau gewordene Rote Wien musste doch für gläubige SozialistInnen der Beweis dafür sein, dass der Sozialismus «unwiderruflich»zu siegen angefangen hatte.

Die rote Route

Um zu sehen, dass diese Illusion sich seinerzeit geradezu aufdrängen musste, empfehlen wir einen Spaziergang entlang der Kette folgender fünf Gemeindebauten des 5. Bezirks: Reumannhof, Metzleinstaler Hof, Matteottihof, Herweghof und Julius-Popp-Hof. Nirgends sonst hat sich das Rote Wien dichter manifestiert als in Margareten.

Wir beginnen mit dem Reumannhof, Margaretengürtel 100 -112, errichtet in den Jahren 1924 bis 1926. Der Architekt Hubert Gessner trieb hier die Schlossähnlichkeit auf die Spitze, was ihm bewundernde Zustimmung bescherte (die Vision, dass die werktätige Klasse in Palästen wohnen wird, während die Eliten kompensatorisch endlich Platz in den Gefängnissen kriegen würden, hatte in der Tat etwas Elektrifizierendes), aber auch Kritik. Kontrastierte doch der demonstrative Prunk des Superblocks mit der Bescheidenheit der inneren Wohnverhältnisse. Dafür hat der Architekt großzügig Details verstreut, die Thema einer speziellen Führung sein könnten: Sowohl die Beleuchtungskörper sind eigene Kunstwerke als auch die Stiegennummerierung, und viele andere Kleinigkeiten mehr. Hätte der mittlere Block des Reumannhofes wirklich 16 Stockwerke, wie es Gessners Plan vorsah, wäre dieser Gemeindebau zum repräsentativsten Stück der Baugeschichte des Roten Wien geworden. Es wurden schließlich nur acht Stockwerke. 

An den Reumannhof schließt sich der Metzleinstaler Hof an, Margaretengürtel 90 – 98. Er war als bürgerliches Mietshaus entstanden, wurde aber von Gessler entbürgerlicht und auch ästhetisch an die Architektur des Roten Wien herangeführt. Es folgt der Matteottihof, der nicht direkt am Gürtel liegt, sondern ein wenig in das Innere Margaretens hineinversetzt; die monumentale Toreinfahrt über der Fendigasse ist eine Art neuzeitliches Stadttor. Das Kennzeichen des Herweghofs, Margaretengürtel 82 bis 88, sind die straßenseitig gelegenen Arkaden, die – wie an einem anderen Gürtelabschnitt, nämlich entlang der Stadtbahnbögen, bereits praktiziert –  trotz des menschenverachtenden Verkehrs an dieser Hauptverkehrsader mit urbanen Funktionen ausgefüllt sein könnten; die Stadtregierung überhört die Hilfeschreie der Arkaden und vergibt die Läden hinter ihnen leider nicht so, dass sie zu Ausgangspunkten von Belebungsprozessen werden könnten. Auch der Herweghhof bietet Kunstwerke im Kunstwerk an: überraschende Details wie die Klopfstangen oder die Pergolen, jugendstil-like. Schließlich der Julius-Popp-Hof am Margaretengürtel 76 – 80, der nach außen hin wie ein Zwilling des Herweghofes wirkt.
«Ich glaube nicht, dass sich weltweit etwas Vergleichbares findet», meinte Andreas Nierhaus, der als Kurator für Architektur in der Ausstellung «Kampf um Wien» des Wien Museums das Kapitel über das Rote Wien verfasste. In den 1920er-Jahren habe es in Berlin und Frankfurt ganz tolle Wohnbaukonzepte gegeben, sagte Nierhaus, jedoch sei hinter ihnen «nicht dieses umfassende sozialreformerische Konzept» gestanden. Allein der Umfang sei nicht zu vergleichen: Für «Neues Frankfurt» entstanden in den 1920er-Jahren 12.000 Wohnungen, etwa ein Fünftel des Wiener Volumens.

Die aufgezählte Kette der Gemeindebauten am Margaretengürtel aus der austromarxistischen Episode der Stadtgeschichte ist unter Freunden und Feinden als «Ringstraße des Proletariats» bekannt. Die Ironie der Geschichte besteht darin, dass die fünf betreffenden Gemeindebauten, die heute noch einen markanten Teil des 5. Bezirks definieren, erst heute so richtig proletarisch sind. Als die Wohnungen in den 1920er Jahren vergeben wurden, waren es nicht die typischen Industriearbeiter und ihre Familien, die hier in erster Linie mit kommunalem Wohnraum versorgt wurden. HistorikerInnen der ArbeiterInnenbewegung haben darauf hingewiesen, dass die «Ringstraße des Proletariats» überwiegend von Angehörigen der Wiener «Arbeiteraristokratie» bewohnt wurde, wie Karl Marx die materiell zur  Mittelschicht tendierende Arbeiterklassenfraktion nannte. So lag der Anteil industrieller bzw. handwerklicher ArbeiterInnen unter den BewohnerInnen damals unter dem Wiener Durchschnitt, während überdurchschnittlich viele BeamtInnen und Angestellte in den fünf Gemeindebauten wohnten.

Vergleicht man die soziale Charakteristik der BewohnerInnen damals und heute, könnte man zur Ansicht kommen, auf der «Ringstraße des Proletariats» sei ein umgedrehter Gentrifizierungsprozess abgelaufen. Die Welt, die ein Auseinanderfallen der Metropolen in Viertel der VerliererInnen und gated communities der Reichen zur Genüge kennt, staunt über die Kraft der roten Superblocks, in innerstädtischen Bezirken wie Margareten, auf dessen zentrumsnahe Lage jeder Markt mit hohen Wohnungspreisen reagiert, dennoch eine soziale Durchmischung der Wohnbevölkerung in die Epoche des Neoliberalismus hinüber zu retten. Das ist zwar nicht ganz der «herrliche, unwiderrufliche Sieg des Sozialismus», den das Parteizentralorgan prophezeite, aber es ist ein sympathisches Stück Nachhaltigkeit, das der sozialdemokratischen Wohnungsoffensive der 1920er Jahre nachgesagt werden kann. Die Kehrseite ist eine Konzentration der Armut im Gemeindebau, die unter den Bedingungen der Entpolitisierung weniger zu solidarischen Handlungen der MieterInnen führt, sondern – siehe oben – zur Eskalation von Alltagskonflikten. So haben sich die fortschrittlichen Architekten den «neuen Menschen», zu dessen Geburt sie durch ihre Architektur einen Beitrag leisten wollten, nicht vorgestellt. Viele dieser «neuen Menschen» sind in den 1930er Jahren zu Hitler übergelaufen; sie haben mit den Füßen gegen die Philosophie der irreversiblen Tendenz zur Verbesserung der Welt abgestimmt.

Robert Sommer


INFO-BOX

Österreichisches Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum
(Otto-Neurath-Museum)
Ausstellung „100 Jahre Leben und Wohnen in Wien“
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag: 9.00 – 18.00 Uhr
Freitag: 9.00 – 14.00 Uhr
http://www.wirtschaftsmuseum.at/

Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Donnerstag 10-16 Uhr
und nach Vereinbarung
Tel. 0 1-545 78 70
http://www.vga.at/

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FlanerieTipps

Margaretenhof & Schlossquadrat

Der Margaretenplatz ist Zentrum der „bürgerlichen Hälfte“ des 5. Bezirks. Geprägt wird er vom Margaretenhof aus dem Jahre 1984, dem Wahrzeichen des Bezirks, und vom Schlossquadrat, als erste Adresse der Gastronomie bekannt. Ein Besuch lohnt sich! Der Margaretenhof wurde 1884/1885 von den Theaterarchitekten Ferdinand Fellner und Hermann Hellmer als Verbindung von Zinshausbau und Cottageidee in Form eines Wohnhofes geplant. Nach einer gemütlichen Flanerie durch die interessante Wohnanlage kann man in einem der 4 Schlossquadrat-Lokale kulinarisch auftanken! www.margaretenhof.at, www.schlossquadrat.at

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Eine ursprünglich als temporär geplante Kunstinstallation – das Projekt „hanging around“ – wurde 2011 in den „Regelbetrieb“ dieser 10.300 Quadratmeter großen Parkanlage am Margaretengürtel übernommen. Die robusten Hängematten, mit denen der Bruno-Kreisky-Park von Mai bis Oktober nunmehr ausgestattet wird, erfreuen sich großer Beliebtheit bei der Bevölkerung. Gönnen Sie sich ein kurzes Chill-Out im hektischen Stadtbetrieb!
Die Installation "hanging around" geht auf eine Idee des in Wien lebenden Künstlers Michael Kienzer zurück und wurde von der Bezirksvorstehung Margareten und der Organisation KÖR (Kunst im öffentlichen Raum) unterstützt.
 

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Die Pilgramgasse beginnt an der gleichnamigen U-Bahnstation und endet vor dem „Schlossquadrat“. Das Stationsgebäude der U-Bahnlinie U4, ein Otto Wagner-Bau aus dem Jahre 1899, ist denkmalgeschützt und sehenswert! Ebenfalls denkmalgeschützt ist das Gebäude des Vorwärts-Verlags an der Wienzeile, das eng mit der Geschichte der Sozialdemokratie zusammenhängt. Heute ist hier das Archiv der Arbeiterbewegung und das Archiv der Bruno Kreisky-Stiftung untergebracht. www.vga.at

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Dort, wo die Rechte Wienzeile – zur Irritation auch vieler WienerInnen – Hamburger Straße heißt, befindet sich das denkmalgeschützte Jugendstilhaus mit dem Café Rüdigerhof: ein originelles Café und der schattigste Gastgarten des 5. Bezirks (Hamburger Straße 20 / Rechte Wienzeile 67). Der ideale Ausklang für eine Margareten-Erkundungstour!

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Im kleinen „Rotlichtviertel“ des 5. Bezirks ist die Arena-Bar in der Margaretenstraße 117 nicht wie ein Etablissement unter vielen. Dank Helene Wanne ist es dem Flair der 50er Jahre treu geblieben und wagt seit 2009 eine Liaison mit Kunst& Kultur.
Die Arena Bar ist ein Kleinod aus der Zeit des ehemaligen Varietés. 1959 eröffnet, ist es der Besitzerin Helene Wanne und ihrem verstorbenen Mann zu verdanken, dass die Aura der Gründungszeit bis ins Detail bewahrt blieb. In seinen mehr als 50 Jahren erlebte die Arena Bar eine wechselhafte Geschichte. Gegründet als Varietélokal in der Zeit der Hochblüte des Varietés, war sie bekannt für Spanische Nächte, Flamenco- und Torero-Vorführungen, Präsentationen der Heumarkt-Ringer, Tanzabende und gesellschaftliche Feste. Als das Varieté mehr und mehr aus der Mode kam, entwickelte sich die Bar zum Nachtclub und Rotlicht-Etablissement, um wirtschaftlich zu überleben. 2009 wurde sie aber für die Kunst wiederentdeckt und vom Aktionsradius Wien in Kooperation mit Frau Wanne neu bespielt. Sohn André Wanne versucht seither eine behutsame Weiterführung, um die Bar auch in Zukunft den Künsten zu öffnen, und so hat die Bar mittlerweile ein dichtes Veranstaltungsprogramm zu bieten! https://www.facebook.com/pages/Arena-Bar-Variete-Theater-Cafè/323367807683
 

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Alltagskultur & Stadtführungen

Der Reading!!room in der Anzengrubergasse 19 versteht sich als Raum für (Alltags)Kultur Er organisiert verschiedene Kulturprojekte und Veranstaltungen, und bietet auch Vorträge sowie Margaretner Grätzl- und Themenführungen an. http://www.e-zine.org/

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Urban Gardening Krongasse

Die Krongasse 20 ist seit ein paar Jahren Adresse für ein interessantes Urban Gardening Projekt, realisiert von Hinterland – Verein zur Vernetzung internationaler und nationaler Aktiver in der Kunstwelt. Neben Ausstellungen, Kunstgesprächen und Veranstaltungen wandelt Hinterland von 1. Mai bis 30. September 2014 die Parkplätze vor dem Kunstraum zu einer Grünfläche um und schafft dabei neuen Freiraum für alle. 2014 ist der Krongarten als begehbare Skulptur aus Paletten gestaltet, dazwischen spriesst das Grün frischer Minze in allen Varianten und Sorten. Treten Sie ein! www.krongarten.at, www.hinterland.at

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Neues Leben in einem traditionsreichen Kulturort

Das Gebäude Margaretenstraße 166 wurde vom Otto-Wagner-Schüler Hubert Gessner zu Beginn des 20. Jahrhunderts als „Haus der Gewerkschaft der Eisenbahner“ errichtet. Der erhaltene historische Veranstaltungssaal im Inneren des »Eisenbahnerheims« bot einst über 270 Personen Platz und war einer der zentralen Anlaufstellen für gewerkschaftliche, arbeiterrechtliche Themen und kulturelles Programm für die lokale Wiener Arbeitschaft. In der Nachkriegszeit wurde der Saal unter dem neuen Namen Eisenbahnerheimkino vorwiegend als Kino genutzt. Im Zuge des Kinosterbens diente der Saal viele Jahre als Lager und wurde seit 1991 als Probebühne für das Volkstheater genützt. 2013 wurde dieser traditionsreiche Wiener Ort, commissioned by Volkstheater, erneut für die Kunst und Kultur geöffnet. Heute finden verschiedene Veranstaltungen, Performances, Installationen, Ausstellungen und Workshops im Hundsturm statt. www.hundsturm.org

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Hörbuch

Margareten – Vom Roten Wien zum trendigen, urbanen, durchmischten Bezirk

Ein touristischer Hotspot ist es nicht, dieses Margareten: Kein Riesenrad, kein Dom, keine Hofreitschule, viel Verkehr, wenig Grün – kaum Material für den üblichen Reiseführer. Aber vielleicht hat Margareten gerade deswegen Charme, doppelten Charme: östlich der Reinprechtsdorfer Straße und westlich davon. Auf der einen Seite Mode- und Designläden, Graphik- und Architekturbüros, kleine Spezialitätengeschäfte und trendige Bars. Auf der anderen Seite einfacher urbaner Wohnraum mit erschwinglichen Mieten: Platz für Hoffnungen, auch derer für Zuwanderinnen. Den westlichen Rand des Bezirks dominiert der Margaretengürtel, gesäumt von stattlichen Gemeindebauten aus der Hochblüte des Roten Wien, der „Ringstraße des Proletariats“. Das Hochhaus aus den 50er Jahren im Süden ist das erste der Gemeinde Wien. Im Norden, im Vorwärtshaus, lagert das Archiv der österreichischen Arbeiterbewegung. Es wurde 1934 außer Landes geschafft  und nach dem Krieg fast vollständig wieder zurückgebracht.

Verschwunden ist hingegen die Synagoge in der Siebenbrunnengasse, zerstört und niedergebrannt während der Novemberpogrome 1938. Eine Gedenktafel erinnert an den Tempel, bloß am falschen Haus. Verschwunden ist auch die Rauchfangkehrerkirche auf der Wiedner Hauptstraße. Trotz heftiger Proteste, Beginn der Wiener Bürgerinnenbewegung zum Erhalt der Stadt, wurde sie 1965 aus verkehrstechnischen Gründen abgerissen. Eine Zeitreise in die 1960er Jahre  bietet die Arena Bar. Seit über 50 Jahren ist das Interieur des Etablissements beinahe unverändert. Auch die Wirtin ist noch dieselbe, nur das Programm hat sich gewandelt. In der Gassergasse findet man keine Spuren, die an das autonome Jugend- und Kulturzentrum, die GAGA erinnern. Mit Polizeikapelle wurde sie 1981 eröffnet und 1983 mit Polizeigewalt geräumt.

Ein kleines aber feines Zentrum für (Alltags)kultur, der read!!ing room, lädt seit 2002 zu Ausstellungen und Lesungen. Übrigens: Eine Spezialität des Vereins sind Themen-Führungen durch Margareten. 

Aurelia Wusch
Redakteurin des Hörbuchs Margareten


Mit Interviews von

Ingrid Karl, Franz Koglmann, Michaela Maier, Johann Moser, Riki Parzer, Werner Schwarz, Robert Sommer, Helene Wanne, Neil. Y. Tresher u.a.

 


Tracklist

[1] Bezirk der Superlative
[2] Ringstraße des Proletariats
[3] Das gerettete Archiv im Vorwärtshaus
[4] Die Straßenzeitung Augustin
[5] Der Margaretenplatz
[6] Die verschwundene Synagoge
[7] Der Matzleinsdorferplatz
[8] Die GAGA
[9] Die Arena Bar
[10] Margareten heute – vital, urban und kreativ

Gesamtspielzeit: 75:35


Musikbeiträge von:

exxj / ensemble xx. jahrhundert, Stimmgewitter Augustin, Gegenstimmen, Vasilic Nenad Balkan Band, Dead Nittels, Ernst Molden, Sterzinger Experience, Mile me Deaf, Blümchen Blau

 

Flanerien konkret

Derzeit gibt es keine aktuellen Termine für Stadtführungen im 5. Bezirk. Infos zu aktuellen StadFLANERIEN des Aktionsradius Wien unter office@aktionsradius.at.