Hernals bezeichnet das Gebiet diesseits des Alserbaches. Bekannt ist Hernals durch seine Weinberge von Dornbach bis Neuwaldegg und durch seine Tradition als Vergnügungsviertel – viele namhafte Wiener Künstler wurden hier bekannt und populär, z.B. die Brüder Johann und Josef Schrammel, die auch im Friedhof Hernals in Ehrengräbern beigesetzt sind.
Von den vielen Vergnügungsstätten noch erhalten geblieben die Kulisse oder das Metropol, dessen Geschichte als Etablissement bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgeht, oder das Gschwandner, um die Jahrhundertwende eines der lebendigsten Vergnügungsetablissements der Wiener Vorstadt, das nun nach einem Umbau wieder seinem ursprünglichen kulturellen Nutzen zugeführt werden soll. Bekannt für Hernals ist auch der Kalvarienberg, jahrhundertelang ein beliebter Wallfahrtsort für die Wiener, heute eher bekannt durch Ostermärkte oder Kulturfeste. Untrennbar mit Hernals ist natürlich auch der Wiener Sportclub verbunden, sowie die Mannerschnitte, die seit 1897 im Traditionsunternehmen mit Hauptfirmensitz in Hernals produziert wird.
Zur Geschichte im Detail:
Am 1. Jänner 1892 wurde aus dem Vorort Hernals und Teilen der Vororte Dornbach und Neuwaldegg der 17. Bezirk "Hernals" geschaffen.
Bußprozession als Volksfest
Der Name Hernals leitet sich von dem erstmals 1044 erwähnten Alserbach ab: "der Herren Als" - ein Längsangerdorf zwischen der heutigen Hernalser Hauptstraße und der Jörger Straße. 1587 wurde Freiherr von Jörger mit dem landesfürstlichen Hernals belehnt. Unter Jörger wurde es der Hauptsitz der Protestanten in der näheren Umgebung Wiens, die hierher "ausliefen", um dem katholischen Gottesdienst in der Stadt zu entgehen. Hans von Jörger verfiel 1620 der Acht. Sein Besitz wurde als erledigtes Reichslehen an das Wiener Domkapitel vergeben.
Auf Anregung der Jesuiten wurde auf dem Grund des ehemaligen Schlosses der Jörger ein Kalvarienberg errichtet und von St. Stephan bis hierher ein Passionsweg für Bußprozessionen angelegt, der angeblich genauso lang war wie die Via Dolorosa in Jerusalem. Er endete bei der Hernalser Pfarrkirche St. Bartholomäus. Am Palmsonntag wurde alljährlich eine feierliche Bußprozession abgehalten, die sich ungeheuren Zuspruchs erfreute. Sie artete schließlich völlig in einer Art Volksfest aus, das in den umliegenden Heurigenschenken und unter Mitwirkung der Wiener Volkssänger gefeiert wurde. Die Leitung dieser Bußprozessionen hatte die "Bruderschaft der 72 Jünger" inne.
Die 1683 von den Türken schwer beschädigte, dann wiederhergestellte und erweiterte Pfarrkirche wurde 1784 abgetragen. An ihre Stelle trat die 1769 errichtete Paulanerkirche, die in der Folge mehrmals renoviert wurde. Bei jedem Kirchenumbau kam es auch zu einer Um- und Neugestaltung des Kalvarienberges, zuletzt 1889-1894 und nach 1945. Im Inneren der Pfarrkirche befindet sich das Gnadenbild der Türkenmuttergottes, ein 1683 im Türkenlager aufgefundenes Ölgemälde auf Holz, das deutlich Einschusslöcher und Pfeilspuren aufweist. Zur Erinnerung an die Türkenzeit wurde lange Jahre hindurch auch der "Hernalser Eselsritt" abgehalten, wobei ein als Türke verkleideter Reiter auf einem Esel die Hauptrolle spielte. In der Kalvarienberggasse und vor der Kirche wird heute noch in der Fastenzeit der Kalvarienbergmarkt abgehalten; er ist in erster Linie eine Attraktion für Kinder.
Vom Weinbau zum Industrieort
Vom Hochmittelalter bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts war der Weinbau die Haupterwerbsquelle der Hernalser Bevölkerung. Im 15. Jahrhundert begann die allmähliche Umwandlung der Weingärten in Äcker, und Ende des 18. Jahrhunderts hatte der Weinbau seine Bedeutung endgültig verloren. Parallel zum Niedergang des Weinbaus kam es zu einer größeren Entwicklung von Gartenkulturen, und im 18. Jahrhundert wurde Hernals zu einer beliebten Sommerfrische der wohlhabenden Wiener. Allerdings brachten die Pestepidemie von 1713 und die Franzoseneinfälle 1805 und 1809 schwere Rückschläge.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde aus Hernals ein Industrieort. Die Industrialisierung führte zu einer einschneidenden Erweiterung des Ortsgebietes, aber auch zu sozialen Umschichtungsprozessen. Durch eine Vielzahl von Neubauten erhielt Hernals bald ein städtisches Aussehen. Auch eine große Zahl von Vergnügungslokalen war in diesem Bezirk angesiedelt, so Stalehners "Grand Etablissement" in der heutigen Jörgerstraße. Ein weiteres vielbesuchtes Vergnügungslokal war "Ungers Casino" mit dem größten Gastgarten im damaligen Wien. Es stand an der Stelle der heutigen Stadtbahnstation Alser Straße, direkt am Linienwall; Volks- und Opernsänger traten hier zu den Klängen der Kapellen Strauß und Fahrbach auf, und 1860 entstand hier die erste Wiener Singspielhalle, ein Vaudeville wienerischer Prägung. Von diesem Platz aus verbreiteten sich die Singspielhallen bald über die ganze Stadt. An der Jörgerstraße liegt weiters die 1868 gegründete Kunsteisbahn Engelmann. 1909 wurde hier die erste Freiluftkunsteisbahn der Welt eröffnet.
Die erste Pferdetramway Wiens führte nach Dornbach
Dornbach tritt uns erstmals 1150 in den Quellen entgegen. Die Grundherrschaft hatte das Salzburger Stift St. Peter inne. Die 1138 ausgebaute Kapelle wurde 1529 und 1683 von den Türken zerstört, beide Male wiederhergestellt und 1755 vergrößert. 1932 erfolgte eine Erweiterung nach Plänen von Clemens Holzmeister. Die Kirche ist auch heute noch dem Benediktinerstift St. Peter in Salzburg inkorporiert. Der Ort Dornbach wurde im 15. Jahrhundert von den Ungarn unter Matthias Corvinus, 1529 und 1683 von den Türken und 1805 und 1809 von den Franzosen zerstört. Im 18. und 19. Jahrhundert entstanden an den Hängen des Schafbergs Landhäuser, die von reichen Wiener Bürgern gerne als Sommerwohnungen gemietet wurden. Die Verkehrsverbindungen nach Wien unterhielt der Zeiserlwagen und später der bequemere Stellwagen. 1865 wurde die erste Pferdetramway Wiens vom Schottentor nach Dornbach eröffnet.
Das „Holländerdörfl“ im Schlosspark
Neuwaldegg ist erst 1535 mit Sicherheit urkundlich belegt, obwohl schon 1309 ein "Schloss Waldeckh" erwähnt wird. Anfang des 16. Jahrhunderts kaufte der niederösterreichische Kammerrat Stefan Agier einen auf der Anhöhe gelegenen Hof und baute ihn zu einem burgartigen Gebäude aus und nannte ihn Neuwaldegger Hof. Kaiser Ferdinand I. erhob das Gebäude, um das sich inzwischen eine Ansiedlung gebildet hatte, zum Freihof, und die nunmehrige Herrschaft wechselte in der Folge oft den Besitzer. Schließlich kam sie an den Kriegszahlmeister Johann Karl Bartolotti von Partenfeld, der das nach der Zerstörung durch die Türken neu erbaute Schloss umbauen ließ. Der Ort erholte sich nur langsam von den Schäden der Zweiten Türkenbelagerung. 1765 erwarb Franz Moritz Graf Lacy den großen Besitz und legte 1782 im Schäferstil der Zeit eine kleine Siedlung von siebzehn Holzhütten an, die er Hameau (= Dörfchen) benannte und der die Bevölkerung die Bezeichnung "Holländerdörfl" gab. Diese im Inneren prachtvoll eingerichteten und durch gedeckte Gänge miteinander verbundenen "Hütten" wurden als Refugium für Sommeraufenthalte Lacys und seiner Verwandten verwendet. Von dieser Anlage hat sich allerdings nur mehr der Name erhalten. Das einst prunkvolle Neuwaldegger Schloss hingegen besteht noch. 1766 bis 1776 ließ Lacy hier einen englischen Garten mit Statuen, Tempeln, Grotten und Teichen anlegen, der zu einiger Berühmtheit gelangte. 1801 erbten den ganzen Besitz die Fürsten von Schwarzenberg, nach denen das Neuwaldegger Schloss auch den heutigen Namen erhielt. Der Park ist heute ein Naturgarten mit Wiesen und einer Teichanlage, ein beliebter Treffpunkt für Spaziergänger aus der Umgebung.
Nur unweit des Neuwaldegger Schlosses befindet sich das Neuwaldegger Bad, auch eine Tradition des Bezirks.
Durch die fortlaufende Verbauung wurde der Bezirk innerhalb der Vorortelinie einer der grünärmsten der Stadt. Außerhalb der Vorortelinie hingegen weist er noch große Anteile an freien Grünflächen auf.