3. Bezirk, Landstraße
Der 3. Bezirk entstand durch Eingemeindung der Vorstädte Landstraße, Erdberg und Weißgerber am 6. März 1850. Die alten Vorstädte hatten ihr eigenes Gepräge, das auch heute noch spürbar ist. So hat der 3. Bezirk, konkret die Stadtteile rund um die beiden größten barocken Palais, das Palais Schwarzenberg und das Belvedere, sein aristokratisches Ambiente erhalten. Auch heute noch gibt es großzügige und großbürgerliche Beletagewohnungen, und in die vielen Adelspalais zogen Botschaften ein. Im sogenannten „Botschaftsviertel“ rund um die Reisnerstraße befinden sich heute rund 18. Botschaften.
Der 3. Bezirk ist ausgestattet durch kulturelle Vielfalt, herrliche Parkanlagen, Theater und Kultureinrichtungen, Einkaufszentren und eine Vielzahl an Schulen, verbunden mit seiner zentralen Lage ist er daher ein äußerst beliebter Wohnbezirk. Mit dem Wiener Konzerthaus, Akademie Theater, Rabenhof Theater, der Arena Wien, dem Theater LEO, Figurentheater Lilarum, Theater Olé – Theaterhaus für Clownerie, oder der Kleinen Galerie hat der Bezirk auch kulturell sehr viel zu bieten. Die Sofiensäle als Kulturzentrum sind dem Bezirk leider verloren gegangen, sie wurden zu einem Investorenprojekt mit Wohnungen, Hotel, Fitnesscenter, Restaurant, Eventlocation etc. Und auch St. Marx, im vorigen Jahrhundert den WienerInnen vor allem als großes Schlachthofgebiet bekannt, ist im Trend der Zeit zur Eventlocation und zum modernen Wirtschaftsstandort geworden. Hier sind Medienunternehmen und Creative Industries eingezogen, und gemeinsam mit Restaurants und Entertainment bilden sie das Media Quarter Marx. Weil wir leider in einem "Vermarktungs- und Privatisierungszeithalter" leben, wird auch die ehemalige und unter Denkmalschutz stehende Rinderhalle, ein architektonisches Juwel historischer Industriearchitektur im Zentrum des neuen Stadtteils Neu-Marx, heute als Eventlocation vermarktet.
Zur Geschichte im Detail:
Die Vorstadt Landstraße entwickelte sich aus einer Niederlassung, die sich um das ehemalige Frauenkloster St. Nikolai vor dem Stubentor, beim heutigen Rochusmarkt gebildet hatte. Um 1200 wird der Ort als "Niklasvorstadt" urkundlich erwähnt. Aber schon 1302 taucht der Name "Landstraße" in den Urkunden auf. Die Namensgebung geht zurück auf die "Landstraße", die vom Stubentor stadtauswärts Richtung Ungarn führte. Wie viele andere Vorstädte litt auch der Ort Landstraße unter den Verheerungen der Türken. 1529 wurde der Vorort verwüstet und das Nikolaikloster zerstört. 1642 begann man mit dem Bau der Kirche "Zu den Heiligen Rochus und Sebastian" (Rochuskirche), dem einzigen Bauwerk der Landstraße, das die zweite Türkenbelagerung 1683 überstand. Ab 1690 erfolgte ein rascher Wiederaufbau, der das Aussehen der "Landstraße" schlagartig verändern sollte. Adel und reiches Bürgertum strömten aus der Stadt und errichteten zahlreiche Sommerpaläste, darunter das Belvedere und das Palais Schwarzenberg. Gewerbe und Industrie entwickelten sich in der Vorstadt Landstraße viel stärker als in den umliegenden Orten. So gab es eine Zuckerraffinerie sowie Tuch-, Spiegel- und Klavierfabriken und Buchdruckereien.
Die frühere Vorstadt Erdberg gehört zu den ältesten Ansiedlungen im Wiener Raum. 1192 wird der Ort als "Ertpurch" erstmals erwähnt, und zwar im Zusammenhang mit der Gefangenennahme des englischen Königs Richard I. Löwenherz (1192). Der Name Erdberg leitet sich von einem Ringwall (einer Art Befestigung) ab, dessen Ursprünge bis ins Frühmittelalter zurückreichen. Seit dem Mittelalter war Erdberg immer mehr zu einer Gärtnersiedlung geworden, der Gemüseanbau wurde für Jahrhunderte die Haupterwerbsquelle seiner Bewohner. Bis ins 19. Jahrhundert blieb der Vorort ein wichtiger Faktor in der Versorgung der Stadt Wien. Mit der Eingemeindung in die Stadt Wien veränderte sich das Aussehen der ehemaligen Vorstadt grundlegend. In der Ersten Republik wurden der "Rabenhof" und der "Hanuschhof" errichtet, nach dem Zweiten Weltkrieg wurden weitere Flächen für weiträumige Projekte freigemacht.
Die Vorstadt Weißgerber blickt auf eine wesentlich jüngere Geschichte zurück als die umliegenden Vororte. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort als "Unter den Weißgerbern" im 16. Jahrhundert. Er entstand im Rückstaugebiet des Wienflusses und beherbergte Flecksieder, Lederer, Rot- und Weißgerber, die sich außerhalb der Stadt Wien ansiedeln mussten, da ihr Handwerk mit einer starken Geruchsbelästigung verbunden war.
Über die Jahrhunderte machte der Ort nur wenig von sich reden, jedoch beherbergte er zwei wichtige Orte: Die Gänseweide, eine der Hinrichtungsstätten des alten Wien, und das Hetztheater, ein 3000 Personen fassendes hölzernes Amphitheater mit 3 Galerien, das 1755 errichtet wurde. In diesem Theater wurden Löwen, Tiger, Bären, Wölfe und Wildschweine von Menschen oder Hunden zu Tode gejagt. Die Hetzgasse erinnert noch heute daran – und auch die Wiener Redensart "Des woar a Hetz!"