22. Bezirk, Donaustadt
In der Donaustadt spielte, wie der Name schon sagt, seit jeher die Donau mit all ihren Armen und Gewässern eine wichtige Rolle. Es gab jahrhundertelang Überschwemmungen, bis 1870 die erste Donauregulierung als Hochwasserschutz realisiert wurde und die Flächen auch für Besiedlungen interessant machte. Dieses Großprojekt zog Arbeiter aus der Provinz, Italien oder vom Balkan an, um am Bau des neuen Flussbettes mitzuarbeiten. Der ursprüngliche Hauptarm, die Alte Donau, blieb erhalten und ist heute ein beliebtes Erholungsgebiet der Donaustadt. Eine weitere Maßnahme gegen Überschwemmungen, realisiert 1972-87, brachte der Donaustadt Entlastungsgerinne & Donauinsel. Die Donaustadt ist der jüngste und flächenmäßig größte Bezirk und ein Bezirk der Kontraste. Auf der einen Seite sehr dörflich geprägt und mit großen Grünflächen, Auen und Wasser ausgestattet, zum andern Sitz der Uno City und Zentrum städtischer Großprojekte. Mit der Donau City, der Überbauung der sogenannten Donauplatte, verfügt der 22. Bezirk über einen modernen und multifunktionalen Stadtteil, der die Wiener Skyline prägt, und mit der Seestadt Aspern ist auch das derzeit größte Stadtentwicklungsgebiet Europas in der Donaustadt angesiedelt.
Zur Geschichte im Detail:
Als 1904 mehrere jenseits der Donau gelegene niederösterreichische Gemeinden zum 21. Wiener Gemeindebezirk (siehe Wien 21.) zusammengefasst wurden, kamen auch die Ortschaften Stadlau, Kagran, Aspern und Hirschstetten zu Wien. 1938, anlässlich der Schaffung von Groß-Wien, wurden diese vier Orte vom Bezirk Floridsdorf getrennt und mit einigen Marchfeldgemeinden, darunter Breitenlee, Eßling und Süßenbrunn sowie mit dem bis dahin zur Leopoldstadt (siehe Wien 2.) gehörenden Kaisermühlen zum 22. Bezirk Groß-Enzersdorf vereinigt. 1954 wurden die oben erwähnten acht Gemeinden zum neuen 22. Bezirk "Donaustadt" verbunden.
Als Stadlau noch „Stadelove“ hieß
Stadlau, bereits 1150 erstmals urkundlich erwähnt, war landesfürstliches Lehen und unter den Babenbergern einer der bedeutendsten Orte des Marchfelds. Es besaß keinen Siedlungszusammenhang mit Wien. Auch die wichtige Überfuhr Stadlau-Erdberg war im Besitz der Landesfürsten. 1160 hatte Stadlau bereits eine Pfarrkirche, "S. Georgio in Stadelove", die jedoch 1438 durch Hochwasser verwüstet und nach Kagran verlegt wurde. 1934 bekam Stadlau eine eigene Pfarrkirche, die 1923/24 erbaute Herz-Jesu-Kirche. 1403 verlieh Herzog Albrecht IV. der Gemeinde Stadlau drei Donauauen, darunter den Prater, wodurch sich die Grenzsteine mit dem Stadlauer Wappen im Prater erklären. 1438 wurde der durch eine verheerende Überschwemmung fast gänzlich zerstörte Ort weiter östlich, im Bereich der heutigen Schickgasse neu aufgebaut. 1744 kam Stadlau an den Deutschen Ritterorden, 1809 wurde der Ort von den Franzosen geplündert. Der große Eisstoß von 1830 forderte viele Menschenleben. 1848 wurde Stadlau mit Hirschstetten zu einer Großgemeinde vereint, 1872 wieder getrennt. 1866 wurde die Bevölkerung zum Schanzenbau aufgeboten. Erst mit dem Bau der Staatsbahn (Ostbahnlinie nach Brünn) und des Bahnhofs 1870, die zu Industrieansiedlungen führten, erlebte Stadlau eine städtische Entwicklung, die in der Folge zur Eingemeindung nach Wien führte.
Mit der „Ritschibahn“ nach Kagran
Auch Kagran wird schon früh (1123 bzw. 1158) in den Urkunden erwähnt. 1243 erwarb Konrad von Hintperg die Herrschaft Kagran, die bis 1556 im Besitz seiner Nachkommen, der Herren von Ebersdorf, blieb. Der Ort war berühmt für seine Gänse- und Entenzucht. In der Reformationszeit war Kagran unter dem Gutsherrn Bernhard von Enenkel eine Hochburg des evangelischen Glaubens. 1671 kam der Ort an das Stift Klosterneuburg. 1631 und 1730 wüteten Großbrände, 1830 richtete der große Eisstoß Verheerungen an. 1875 entstand an der Erzherzog-Karl-Straße zwischen der heutigen Reichsbrücke und Stadlau ein ganz neuer Ortsteil: Neukagran. 1886 wurde die Dampftramway von Floridsdorf über Kagran nach Groß-Enzersdorf – die "Ritschibahn", die elektrische Straßenbahn der Firma Ritschi – von der Leopoldstadt über die Reichsbrücke zum Kagraner Platz geführt. 1904, im Jahr der Eingemeindung, wurde der große Dorfteich zugeschüttet. Heute ist Kagran als Sitz der Bezirksvorstehung und des Magistratischen Bezirksamtes das Zentrum des 22. Bezirkes.
Aspern – mit dem Sieg über Napoleon in die Weltgeschichte eingegangen
Aspern, der "Ort unter den Espen", wurde erstmals 1258 urkundlich erwähnt. 1809 rückte Aspern in den Blickpunkt der Weltgeschichte: am 21. und 22. Mai 1809 besiegte hier ein österreichisches Heer unter Erzherzog Karl die französische Armee unter Napoleon. Am ersten Tag der Schlacht wurde Aspern insgesamt sechsmal von den Österreichern erstürmt; der Feind musste sich auf die Insel Lobau zurückziehen. Nach der Schlacht war Aspern ein Trümmerhaufen. Das 1858 von Anton Fernkorn geschaffene Kriegerdenkmal vor der alten Kirche stellt einen sterbenden Löwen dar. An die Franzosenkriege erinnern auch noch die nach der Schlacht in der Lobau aufgeworfenen "Napoleonschanzen". Im Zuge der Donauregulierung 1870-1875 verlor Aspern seine unmittelbare Lage an der Donau. Der 1910/11 erbaute Asperner Flugplatz diente in den dreißiger Jahren als internationaler Flughafen von Wien. Im Zweiten Weltkrieg als Militärflugplatz, kam der Asperner Flughafen nach dem Krieg als Sportflugplatz zum Einsatz. Nach seiner Schließung 1977 entstand auf dem Areal 1982 das Motoren- und Getriebewerk der "General Motors Austria". Nun entsteht hier die Seestadt Aspern, das größte Stadtentwicklungsgebiet Europas. Bis 2028 sollen Wohnungen für mehr als 20.000 Menschen entstehen.
Schloss Hirschstetten – 1945 in den Kriegswirren zerstört
Hirschstetten war landesfürstliches Lehen und wurde erstmals zwischen 1220 und 1240 genannt. Die Geschichte des Ortes ist eng verknüpft mit der des Schlosses. Es wurde in der Türkenkriegen hart mitgenommen, unter Anton Fürst Schwarzenberg 1713-1724 neu erbaut (Deckengemälde von Daniel Gran) und 1945 in den Kriegswirren zerstört. Nur kümmerliche Reste sind erhalten. Bald nach der Einverleibung Hirschstettens in den 21. Wiener Gemeindebezirk 1904 setzte eine rege Siedlungstätigkeit ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Reservegarten der Stadt Wien hierher verlegt.
In Kaisers Mühlen
Kaisermühlen, eine Ansiedlung von Mühlenbesitzern, Flößern, Schiffern und Fischern, die zwischen Donau und heutiger Alter Donau im seinerzeitigen Augebiet der unregulierten Donau lag, gehörte zu Stadlau und wird erstmals 1674 urkundlich erwähnt. Später wurde es zum 2. Wiener Gemeindebezirk (siehe Wien 2.) geschlagen und wurde mit diesem 1850 eingemeindet. Sein Name leitet sich von den Schiffsmühlen am "Kaiserwasser", einem Donauarm, ab. Die Anlage einer Dampfschiffstation beim heutigen Gänsehäufel im Jahre 1830 brachte dem Ort einen großen Aufschwung, doch die Donauregulierung schnitt ihn vom Stadtzentrum ab. Der Dampfschifflandeplatz wurde auf das stadtseitige Ufer bei der Reichsbrücke verlegt; so verlor Kaisermühlen eine wichtige Einnahmequelle. Die Kronprinz-Rudolf-Brücke, die spätere Reichsbrücke, wurde 1873-1876 errichtet. Nach dem Ersten Weltkrieg baute die Gemeinde Wien in Kaisermühlen große Wohnhausanlagen, so die Anlage "Am Kaisermühlendamm" (1926) und den Goethehof (1930), den Schutzbündler im Februar 1934 gegen Bundesheer und Heimwehr verteidigten. 1964 wurde am Ort der ehemaligen Mülldeponie am Fahnenstangenwasser die "Wiener Internationale Gartenschau" mit dem Donaupark, Gewächshäusern und dem inzwischen zum Wiener Wahrzeichen gewordenen Donauturm angelegt. Heute ist Kaisermühlen nicht nur durch das Gänsehäufel bekannt, sondern auch durch das 1979 eröffnete "Vienna International Centre", die so genannte UNO-City, und das Wiener Internationale Konferenzzentrum, die sich zwischen Donaupark und Wagramer Straße befinden.
Die ländlichen Ortschaften der Donaustadt – Eßling, Beitenlee und Süßenbrunn
Das Dorf Eßling wurde erstmals 1250/60 in den Urkunden erwähnt, im 13. Jahrhundert stellten die Herren von "Eslarn" Bürgermeister und Stadtrichter der Stadt Wien. 1760 kam das Dorf an Kaiser Franz I. Seit 1797 gehörte Eßling zu den k. k. Familienfondsgütern. 1809 wurde der Ort durch die Schlacht bei Aspern und Eßling berühmt. Obwohl seit 1938 eingemeindet, hat der Ortskern von Eßling auch heute noch den Charakter eines Straßendorfes.
Breitenlee wurde erstmals 1160 urkundlich erwähnt. 1217 kam der Ort an das Wiener Schottenstift, 1529 wurde er durch die Türken völlig zerstört und lag bis 1694 verödet. Dann gelang dem Stiftsabt der Schotten Sebastian Faber eine Neugründung. Das Dorf wurde um den 1698 vollendeten Gutshof des Stiftes angelegt; der außerordentlich klare Siedlungsplan ist in seiner Regelmäßigkeit typisch für die Barockzeit. 1706 bis 1714 wurde Breitenlee mehrfach von den Kuruzen bedroht, 1713 wütete die Pest. 1848 endete die Gutsherrschaft des Schottenstiftes. 1880 wurde die Freiwillige Feuerwehr Breitenlee gegründet, sie existiert noch immer und ist neben der des Nachbarortes Süßenbrunn die einzige Freiwillige Feuerwehr im Raum von Wien.
Süßenbrunn wurde erstmals im Jahre 1200 urkundlich erwähnt. Das gutshofartige Wasserschloss stammt aus dem Jahre 1713. Süßenbrunn hat bis heute seinen ländlichen Charakter behalten.
Maria Theresia schenkte die Lobau den „Armen Wiens“
Ein wichtiger Bestandteil des 22. Bezirkes ist die Lobau. 1745 schenkte Maria Theresia die Lobau den "Armen Wiens". 1809 befand sich hier das Hauptquartier der französischen Armee. 1905 wurde die durch den Donau Oder-Kanal geteilte Lobau zum Schutzgebiet erklärt, nach dem Ende der Monarchie kam die Obere Lobau an die Gemeinde Wien, die Untere Lobau an die Republik Österreich. Seit der Ersten Republik war die Lobau Naturschutzpark, am 1. Oktober 1978 wurde sie von der Wiener Landesregierung zum Naturschutzgebiet erklärt.
Die Donau City – ein neuerrichteter „Stadtteil“
Die Donau City ist ein neuerrichteter "Stadtteil" im 22. Wiener Gemeindebezirk Donaustadt. Sie liegt unmittelbar neben der über die Donau führenden Reichsbrücke. Ab 1987 wurden im Zusammenhang mit einer beabsichtigten "EXPO Wien-Budapest 1995" Standorte gesucht, wobei das Areal um den Donaupark in die engste Wahl kam. Als 1991 die Teilnahme Wiens an der EXPO bei einer Volksbefragung abgelehnt wurde, wurden die Grundsätze für eine Nachnutzung als multifunktionaler Stadtteil entwickelt. Der Stadtteil mit seiner teilweisen Überplattung der Donauufer Autobahn erhielt den Namen Donau City. Die Donau City wird auf Grund ihrer optimalen Lage an der städtebaulich wichtigsten Entwicklungsachse Wiens ein völlig neuer, moderner und multifunktionaler Stadtteil.