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18. Bezirk, Währing

Der 18.Bezirk liegt im Nordosten Wiens und setzt sich aus den Stadtteilen Währing, Weinhaus, Gersthof und Pötzleinsdorf zusammen. Der Name Währing geht auf das ehemalige Angerdorf zurück, das sich zwischen der heutigen Währingerstrasse und Gentzgasse befand. Währing gehört heute zu den schönsten und beliebtesten Wohnbezirken Wiens. Obwohl die Reben und Heurigen aus der ehemaligen Weingegend großteils verschwunden sind, hat der Bezirk seinen vergleichsweise ländlichen Charakter behalten. Währing wird als erstes mit seinen prachtvollen Villen (Cottageviertel), seinen Grünoasen und dem hohen Baumbestand assoziiert, weist aber vor allem im Kreuzgassenviertel auch einen beträchtlichen Anteil an Gründerzeitquartierten mit einer recht bunten Bevölkerungsstruktur auf. 


Zur Geschichte im Detail:
Aus den einst selbstständigen Gemeinden Gersthof, Pötzleinsdorf, Neustift am Walde, Währing, Weinhaus und Salmannsdorf entstand am 1. Jänner 1892 der 18. Wiener Gemeindebezirk "Währing".
 
Zerstörtes Dorf erhält neuen Glanz
Das anfängliche Angerdorf Währing wird um 1177 erstmals urkundlich genannt, sein Name kommt aus dem Slawischen und bedeutet wahrscheinlich "heiße Quelle", der alte Ortskern lag im Gebiet der heutigen Währinger Straße und Gentzgasse. 1485 begann die Folge von Verwüstungen des Ortes mit der Errichtung eines der drei großen Lager des Ungarnkönigs Matthias Corvinus. Zu den Schäden, die durch die Türkenkriege verursacht wurden, kam 1713 zusätzlich die Pest, an die noch heute eine Gedenksäule bei der Währinger Straße 111 erinnert. Erst ab dem 17. Jahrhundert ging es in Währing wieder bergauf. Im Vormärz ließen sich viele Industriearbeiter, Handwerker und Wäscherinnen nieder. Bald entstanden auch zahlreiche öffentliche und bedeutende private Gebäude, im Biedermeier zog es viele Sommerfrischler nach Währing. Auf Anregung Heinrich Ferstels wurde der Wiener Cottageverein gegründet, unter dessen Leitung seit 1873/74 zahlreiche Villen im Währinger Cottageviertel erbaut wurden, das an der Peter-Jordan-Straße an das Döblinger Villenviertel grenzt.
 
Der "Gerstlerhof", welcher seit 1455 bestand, gab Gersthof seinen Namen. Das Anwesen wurde zum Zentrum einer neu entstehenden Ortschaft, nachdem es Jakob Saurer von Sauerburg 1592 kaufte. Zahlreiche Besitzerwechsel kennzeichnen Gersthof: Familie Gattermayer (1617), Stift Klosterneuburg (1811) und – nach einigen weiteren – schließlich Andreas J. Popper. Letzterer, ein Wiener Großhändler, ließ an der Stelle des einstigen Gerstlerhofes ein kleines Schloss anlegen, dessen dazugehörigen Park er der Öffentlichkeit zugänglich machte.
 
Bachregulierung fördert Ortsentwicklung
Beiderseits des tief eingeschnittenen Währinger Baches lag der Ort Weinhaus, welcher 1266 erstmals in den Urkunden aufscheint. Der Siedlungsname geht auf ein berühmtes Weinhaus zurück. Die Entwicklung des Ortes konnte erst durch die Regulierung des Baches und die daraus resultierende Erweiterung der Bodenfläche stattfinden. Der Türkenschanzpark wurde 1885 auf dem Gelände der ehemaligen Türkenschanze im Stil eines englischen Gartens angelegt und 1908 bis 1910 erweitert. Außerdem beherbergt die Liegenschaft das Areal der Universität für Bodenkultur und die Sternwarte. Der alte Ortskern von Weinhaus liegt am heutigen Pfarrer-Deckert-Platz, die jetzige neugotische Kirche wurde 1863 bis 1869 von Friedrich Schmidt erbaut, ebenso wie der zweitürmige Ziegelrohbau des Missionshauses der Lazaristen (in der Kreuzgasse), der 1878 eingeweiht wurde.
 
Ein Schloss und seine Herren
Am unteren Ende des heutigen Pötzleinsdorfer Schlossparks befand sich die Burg der Herren von Pezilinsdorf und bildete das Zentrum der Siedlung, die 1112 als Pötzleinsdorf zum ersten Mal in den Quellen auftaucht. Nachdem die Pezilinsdorfer im 14. Jahrhundert ausstarben, wurde die Burg zum Freihof, die Herrschaft ging zuerst in den Besitz des Dorotheerklosters (1455-1571), später an das Himmelpfortkloster (1639). Nach den Verheerungen durch die Türkenbelagerungen zerstörte ein Großfeuer im Jahr 1750 beinahe das ganze Dorf. 1797 kauft der Bankier Geymüller den Freihof und ließ ihn in ein schlossartiges Gebäude umgestaltet, 1802 erwarb er die gesamte Herrschaft und ließ – von dem damals berühmten Gärtner Konrad Rosenthal – einen großartigen Park anlegen. Im Schloss Pötzleinsdorf ist heute ein Jugendgästehaus der Stadt Wien untergebracht. 1808 wurde das so genannte "Geymüller-Schlössel" errichtet (Khevenhüllerstraße 2) – ein interessantes Beispiel der Wiener Spätempirearchitektur, das heute als MAK-Expositur (Museum für Angewandte Kunst) genutzt wird.
 
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Die Vorortelinie

Doktor Wagners Bergbahn

Wie oft ist der Name Otto Wagner auf www.stadtflanerien.at schon vorgekommen? Oft, aber nicht oft genug. Er hat Wien kultiviert wie kein anderer Architekt. Den ersten seiner großen Aufträge, die ihm erlaubten, der Stadt seinen Stempel aufzudrücken, bekam er 1894 vom Handelsministerium der k. & k. Monarchie, das auch für das Eisenbahnwesen zuständig war. Otto Wagner war für die künstlerische Ausgestaltung der Hochbauten und der Brücken für alle vier Linien der Wiener Stadtbahn zuständig: Wientallinie, Gürtellinie, Donaukanallinie und Vorortelinie. Einmal mehr ein Hinweis auf die Modernität der Stadtplanung in den letzten Jahren der Monarchie? Haben wir es mit Oberbürokraten (wie dem damaligen Handels- und Verkehrsminister Ladislaus Gundacker von Wurmbrand-Stuppach) zu tun, die in der Lage waren, die zukünftige Bedeutung Wagners, lange bevor dieser als DER Vertreter der Moderne in der österreichischen Architektur berühmt werden sollte, zu antizipieren?

Zu dick aufgetragen wäre hier des Grafen Aufgeschlossenheit. Der Minister wandte sich nicht direkt an Otto Wagner, sondern an das Künstlerhaus, die Genossenschaft bildender Künstler Wiens – zu dieser Zeit eine konservative Institution.  Das Künstlerhaus solle eines seiner Mitglieder als künstlerischen Beirat der Stadtbahn-Kommission nominieren. Otto Wagner wurde ausgewählt. Was dann geschah, war eine Umwandlung der zunächst ins Auge gefassten beratenden Rolle des Beirats in eine aktiv gestaltende. Otto Wagner scheint die Kommission davon überzeugt zu haben, dass es besser wäre, ihm die ästhetische Seite der Angelegenheit ganz und gar zu übertragen, anstatt ihn schon vorhandene oder noch zu erwartende Entwürfe überarbeiten zu lassen. Die Selbstverwirklichungsmaschine Wagner bescherte uns WienerInnen eine Stadtbahn, die zum schützenswerten kulturellen Erbe der Städte zählt. Dabei hatte der in die Kommission gewählte Architekt noch nie ein Verkehrsbauwerk realisiert. Die Häuser, die er bis dahin in Wien realisiert hatte, waren nicht besonders aufmerksamkeitserregend. Hätten Kollegium, Minister und Künstlerhaus geahnt, welche Entwicklung Wagner dann nehmen wird, wäre er möglicherweise nie der Architekt der Wiener Stadtbahn geworden. 1899 trat Wagner aus dem Künstlerhaus aus, verabschiedete sich vom Historismus und wurde zur Verkörperung des Jugendstils. Das Bahnhofsgebäude in Gersthof, 18. Bezirk, ist jedoch noch ein Produkt aus Prä-Jugendstil-Zeiten (was WienführerInnen nicht daran hindert, vom «Jugendstilbahnhof» zu reden).

Otto Wagner hat den Stadtbahnauftrag als historistisch orientierter Architekt erhalten und die ersten Entwürfe erwartungsgemäß ausgeführt. Dazu gehörten eben die Stationen der Vorortelinie. Die Pavillon-Stationen der jüngeren Linien haben wenig mit Gebäuden wie in Gersthof gemein. Immerhin, Otto Wagner konnte seine Revolution durchführen, ohne den Auftrag zu verlieren. Ich musste lange nachdenken, ob ein heutiger Otto Wagner als Partner der Politik und der Verwaltung vorstellbar sei; die Zeit war natürlich vergeudet, denn weder gibt es einen heutigen Otto Wagner, noch würde die Politik den Mut haben, das fast gesetzmäßig hereinbrechende Ressentiment gegen die Moderne, zu dessen Plattform sich fast gesetzmäßig die Kronenzeitung erklären würde, in Frage zu stellen.

Amtlich heißt die 1987 für den Personenverkehr wiedereröffnete Vorortelinie S 45. Die Strecke von Hütteldorf durch die «Vororte» nach Heiligenstadt und weiter zum Handelskai wird in einer knapp halbstündigen Fahrt absolviert. Die Liniennummer entstand auf Vorschlag von ÖBB-Mitarbeitern: Die Strecke verbindet nämlich die S 40 auf der Franz-Josefs-Bahn und die S 50 auf der Westbahn. Die S 45 gilt in Fachkreisen aufgrund ihrer Steigungen, ihrer engen Kurvenradien, ihrer Tunnels und Viadukte als Bergbahn. Die Ausfahrt vom Bahnhof Hernals hinauf nach Gersthof, ebenso die Passage durch den Türkenschanzpark im 18. Bezirk sind selbst für Menschen, für die diese Abschnitte hin und retour zum Alltag zählen, schöne Stadterlebnisse. Die Querung des Türkenschanzparkes durch die Vorortelinie ist kein Anschlag auf den Park, sondern eine Verneigung vor dem Park. Die Passage aus Elfriede Jelineks Internet-Roman «Neid» richtet sich gegen alle Klischees von der Feindlichkeit, die zwischen Stahl (als Metapher für den Industrialismus) und der Natur herrsche, warum soll man diesen Text nicht auch auf die Vorortelinie münzen:

Doch die Schienen liegen da, freundlich und still, manchmal glitzernd im Regen. Ihnen ist es egal. Sie nehmen es, wies kommt. Sie geben es, wies geht. Stahl als Inbegriff von Treue zum Standort, zum Boden, über den er führt, in zwei parallelen Linien, bis zum Horizont? Der Stahl, über den so viele hinweg fliegen, in der Luft, der Stahl, über den sie hinwegrollen, die Räder? Der Stahl der Eisenbahnschienen? Ja, sie werden immer noch gebraucht, und diejenigen, die schon da waren, sind immer noch in Gebrauch. Die Gegend nimmt sie sanft und offen auf, diese Schienen, und inzwischen gehören sie zur Landschaft, als wären sie hier gewachsen. Doch er wurde erzeugt, der Stahl, am liebsten würde ich ihn mit einem Wald vergleichen, der ja auch einmal gesetzt wurde und jetzt, da er gesetzter geworden ist, für immer, zumindest bis er geschlägert wird, hier wohnt, als wäre er nie nicht gewesen. Die Schienen liegen hier, als hätten sie nie erzeugt worden sein müssen. Der Wind streicht über den Stahl, den Menschen gemacht haben. Sie konnten damals etwas dafür. Sie bekamen damals etwas dafür. Sie konnten den Stahl erschaffen, der jetzt so natürlich hier liegt wie ein Stern, der allerdings steht, am Himmel, während die Landschaft unter dem Sturm wie Wellen wogt. Auf ihrem weißen Bett aus Schotter gehen sie nun weiter, die Schienen, die Eisenbahnschienen, und sie führen uns, nein, sie führen unter uns davon, in die Ferne, wohin wir auch müssen, denn der Zug verlässt seine Schienen nur selten und nur, wenn er muss.

Als der Journalist Uwe Mauch für seine «Lokalmatador»-Porträts im Augustin  den Ex-Eisenbahner Franz Deim interviewte, traf er auf einen Menschen, der das Objekt des Begehrens mit Jelinek teilte. Allerdings brauchte er dazu Zeit. Die Vorortelinie wurde – baukulturelles Erbe hin, Otto Wagner her – in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts völlig vernachlässigt, und als Mitte der 1980er Jahre die Idee aufkam, die Vorortebahn zu revitalisieren, griffen sich die Eisenbahnerkollegen, so Deim, auf den Kopf: «Was wollen die mit dieser Geisterbahn? Die Gleise waren völlig verwildert, und die Bahnhöfe haben ausgesehen, als hätten dort eben erst Bomben eingeschlagen!» Auch das, was er geschichtlich in Bezug auf die Bahnstrecke wusste, war keine Werbung für die Bahn: Die Vorortelinie ist insofern ein Wiener Spezifikum, als ihre Idee auf das Revolutionsjahr 1848 zurückgeht. Und diese Idee war gar nicht so edel: «Die erste Bahnstrecke wurde nicht für, sondern gegen das Volk gebaut. Gegen Revolution! Das Kaiserhaus wollte sich für neuerliche Aufstände besser rüsten. Schneller als zuvor sollten hier Truppen und Kanonen transportiert werden», erläutert der pensionierte Eisenbahner. In der Praxis blieb der Vorortelinie dieser konterrevolutionäre Missbrauch erspart, aber auch des zivilen Gebrauchs konnte sie sich nicht lange erfreuen. Nach Ende des Ersten Weltkrieges musste der Betrieb wegen Kohlemangel eingestellt werden. In den 1920er-Jahren wurden die Wiental-, Donaukanal- und Gürtellinie der Stadtbahn von der Stadt Wien übernommen, nicht jedoch die Vorortelinie. Sie blieb in ÖBB-Hand. Für die auf der Vorortelinie eingesetzten EisenbahnerInnen ist diese Bahnstrecke wie eine Insel im ÖBB-Ozean. Franz Deim verwendete im Interview Ausdrücke, die  von einem gewissen Stolz künden, einen ganz besonderen Arbeitsplatz zu haben «Wir sind von der Vororte. » Oder: «Dort bist du mit jedem zweiten Schotterstein per du.» Oder: «Wir sind von der Berg-Tramway.» Die S 45 ist eine der wenigen «Nebenbahnen», deren Benutzung im vergangenen Jahrzehnt attraktiver wurde. Im Dezember 2007 wurde hier der 15-Minuten-Takt zur Hauptverkehrszeit auf 10 Minuten verdichtet, seit Dezember 2012 gilt das 10-Minuten-Intervall Montag bis Freitag auch tagsüber.

PendlerInnen, Eisenbahnfreunde, kritische StadtplanerInnen und Schiene-statt-Straße-AktivistInnen sind überzeugt, dass der gegenwärtige Zustand suboptimal ist. Wenn sie auf einen Wiener Verkehrsnetz-Plan blicken (und das tun sie oft, denn die große Reform des Verkehrssystems ist ihr Hobby), ist ihnen zum Weinen und zum Hoffen zugleich zumute. Es ist eine Karte der verpatzten Chancen und zugleich eine Hymne an die  Schiene. Das Schienennetz ist, trotz aller Vernachlässigung durch die Politik und dank der Genialität von Ingenieuren und Planern der Bahnpionierzeit immer noch so ausgebaut, dass sich mit der Verlängerung der S 45 zur Reichsbrücke, dann weiter über den Praterkai zum Südbahnhof oder über Kaiserebersdorf - Oberlaa - Meidling - Speising nach Hütteldorf die Möglichkeit eines Schnellbahnrings ergäbe. Die Vision von der durchgehenden Ringbahn um die Stadt ist keineswegs neu. Vorbild für das Konzept könnte die Berliner Ringbahn sein. Erst seit einigen Jahren führt wieder ein kompletter S-Bahn-Ring um die Stadt, welcher täglich von mehr als 400.000 Fahrgästen benutzt wird. Natürlich sind die Größenverhältnisse zwischen Wien und Berlin unterschiedlich, die Grundidee, bereits am Stadtrand Umsteigeknoten zu errichten, würde aber auch bei uns erfolgreich sein. Thomas Stadlers Verkehrsblog http://wiener-sbahn.at ist in dieser Hinsicht sehr aufschlussreich.

Trotz der Akzeptanz der S 45 und der Fahrgastfrequenz, die man in der ÖBB gar nicht erwartete, als der Betrieb aufgenommen wurde, trifft man in Wien auf viele Vorortelinie-Muffel, die von dieser Sorte Öffis keine Ahnung haben und sich daher wundern, über welche Eisenbahnbrücken sie fahren, wenn sie westwärts stadtauswärts unterwegs sind. Als Ausgangspunkt und/oder Endpunkt der S 45-Kennenlern-Aktivitäten ist die Haltestelle Gersthof empfehlenswert. Nicht nur, weil man einen frühen Otto Wagner studieren kann, sondern auch wegen zwei liebenswürdigen Cafés. Das eine, das Café Mocca, sperrt schon um sieben auf; es befindet sich direkt im Stationsgebäude. Die Publikumsmischung aus Studierenden, KünstlerInnen und alten Haudegen, das tschechische Velkopopovicky Kozel vom Fass und der große schattige Gastgarten an der Bahndammmauer sind Süchtigmacher. Sein Interieur besteht aus Originalteilen des ehemaligen Café Haag in der Innenstadt. Sogar eine eigene Zeitung hat das Café, die zwölfseitige «Unbotmäßige Mocca-Zeitung». Das andere Lokal liegt auf der gegenüberliegenden Seite der Gersthoferstraße. Es ist das legendäre Café Stadtbahn (ab 17 Uhr, sonntags geschlossen) mit seinen Plakaten aus den 70er Jahren, mit seinen Rauchschwaden, die die Sicht auf den Grind erschweren, und mit seiner im übrigen Währing ausgestorbenen Musik: Tom Waits, Led Zeppelin, Leonard Cohen …

Robert Sommer


INFO-BOX


Otto Wagner: http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Wagner
Elfriede Jelinek: http://www.elfriedejelinek.com/
Thomas Stadlers Verkehrsblog: http://wiener-sbahn.at

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FlanerieTipps

Türkenschanzpark

Der 1888 errichtete Türkenschanzpark lädt durch seine ruhige Lage, seine botanische Vielfalt und durch seine landschaftliche Schönheit zum Flanieren ein, wird aber auch aufgrund seiner vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und Lebendigkeit geschätzt. Fünf offizielle Liegewiesen sind über den gesamten Park verteilt, die vor allem von Jugendlichen und StudentInnen als Treffpunkte, kommunikative Aufenthaltsorte und für vielfältige parktypische Aktivitäten genutzt werden. Besonders prägend für den Türkenschanzpark ist die Nähe zur Universität für Bodenkultur (BOKU), die sich zum Teil in dem eingeschlossenen Gebiet befindet. In Zusammenarbeit mit der Boku wurden in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche botanische Raritäten aus allen Kontinenten gepflanzt. Wahrzeichen des Parks sind die Pauliner Warte, ein Aussichtsturm und Wasserspeicher aus dem 19. Jhd. und der Yunus-Emre-Brunnen, ein Geschenk der Türkei als Zeichen Österreichisch-türkischen Freundschaft. Außerdem befinden sich zahlreiche Denkmäler im Park, darunter für den Dichter Adalbert Stifter und für die Komponisten Franz Marschner und Emmerich Kálmán. Außerdem bietet der Park noch zwei Restaurants mit großen Gastgärten, zwei große Kinderspielplätze, eine 1,5 km lange Laufstrecke, einen Basketballkäfig, Schachtische, einen großen Pavillon und die 1990 errichtete Erlebniswelt, bestehend aus einem Beachvolleyballplatz, einem Fußballplatz, einem Streetballplatz sowie einem Skateboardfunpark. Einmal jährlich findet das mehrtägige Montmartre Straßenfest und Kunstfestival im Türkenschanzpark statt, welches von Tanzaufführungen, Musik, Lesungen bis hin zu Workshops ein reichhaltiges Programm bietet.

Der Türkenschanzpark erstreckt sich über 150.000 Quadratmeter und wurde im Stile eines englischen Landschaftsparks angelegt. Der alte Teil des Parks wurde 1888 von Kaiser Franz Joseph I. eröffnet und verdankt seine Entstehung dem Mäzenatentum und der Initiative großbürgerlicher Schichten. Der Park wurde auf Anregung des Architekten Heinrich von Ferstel nach Plänen von Gustav Sennholz angelegt.

 

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Das Geymüllerschlössel in Pötzleinsdorf   wurde nach 1808 im Auftrag des Wiener Handelsherrn und Bankiers Johann Jakob Geymüller (1760–1834) als „Sommergebäude“ errichtet. Das MAK zeigt in diesem Biedermeierjuwel Möbel aus dem Empire und Biedermeier, Alt-Wiener Uhren der Sammlung Franz Sobek sowie Interventionen zeitgenössischer Künstler und Designer. Damit ist das Geyrmüllerschlössel heute einer der wenigen Orte in Österreich, an dem sich ein originalgetreuer Einblick in die Vielfalt biedermeierlicher Ausstattungskunst bietet. Schloss und Park bilden ein Ensemble, Natur und Kunst treten in Dialog. http://mak.at/das_mak/standorte

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Der Pötzleinsdorfer Schlosspark ist ein Landschaftsgarten englischen Stils und besteht bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Früher ein beliebter Treffpunkt der illustren Wiener Gesellschaft wurde der private Garten 1935 der Stadt übergeben und als Park eröffnet. Aufgrund seiner ebenso ruhigen wie spektakulären Lage auf dem Nordhang des Schafberges in unmittelbaren Nähe zum Wiener Wald vermittelt der Park immer noch den Flair eines englischen Privatgartens, in dem man Ruhe und Erholung findet. Auf dem Weg durch den elipsenförmigen Park zum Schloss Pötzleinsdorf begegnet man einer Vielzahl von Raritäten wie einem klassizistischen Lusthaus, einem griechischen Tempel, einer Badegrotte und zahlreichen Statuen und Denkmälern. Der Park bietet neben einer großen Sport- Spiel- und Liegewiese auch Fußballplätze, einen Beachvolleyballplatz und einen Tierpark. Auch die Begegnung mit den zahlreichen Rehen und Gänsen, die sich im Park frei bewegen, macht den Besuch zum Erlebnis.  

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Geschützes Naturdenkmal

Wer ein Stück unberührte Natur mitten in der Stadt erleben möchte, sollte sich nicht entgehen lassen durch den Sternwartepark zu flanieren. Strenggenommen ist der Sternwarte-“park“ nämlich gar kein Park sondern ein geschütztes Naturdenkmal. Für die Öffentlichkeit gesperrt, durften hier Bäume und Pflanzen seit 130 Jahren zu einem Stück „Urwald“ verwildern, in dem es einige seltene Baum- und Tierarten zu bewundern gibt. Die öffentliche Debatte um das Areal, welches erst im April 2013 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, ist auch ein Dokument zivilgesellschaftlichen Engagements sowie der Entstehung eines Umweltbewusstseins in Wien. Pläne zur teilweisen Verbauung des Geländes führten 1973 zu einer Initiative der Anrainer und in weiterer Folge zur ersten Wiener Volksbefragung, bei der sich die Mehrheit der Wiener gegen eine Verbauung aussprach. Dieses Ergebnis hatte den Rücktritt des damaligen Bürgermeisters Felix Slavik zur Folge. Abgesehen von der Natur, kann man hier auch die 1879 eröffnete und sanierungsbedürftige Wiener Universitätssternwarte besuchen. Der Park ist werktags zugänglich, die Öffnungszeiten sind von der Jahreszeit abhängig.

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Dokument Wiener Kultur

Der Jüdische Friedhof Währing war nach seiner Eröffnung im Jahr 1784 die Hauptbegräbnisstätte der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien. Neben dem Sankt Marxer Friedhof ist er der letzte erhaltene Friedhof Wiens im Stil des Biedermeier. Nach der Errichtung des Zentralfriedhofes in Simmering mussten auch die jüdischen Bürger Wiens ihre Toten dort bestatten. Das letzte Begräbnis in Währing fand 1884 statt. 1941 wurde der Friedhof enteignet, ein Teil des Friedhofes wurde von den Nationalsozialisten zerstört. Seit 2006 gibt es eine „Initiative Währinger jüdischer Friedhof“, die Schulprojekte und Führungen organisiert, und sich für die Sanierung des Friedhofes einsetzt. In diesem Rahmen ist auch ein interessantes Buch entstanden, herausgegeben vom Verlag Bibliothek der Provinz: „Währinger jüdischer Friedhof – Vom Vergessen überwachsen“.
http://www.waehringer-friedhof.at/

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Hörbuch

Währing

Vor vielen hundert Jahren floss hier, wo sich heute der Nobelbezirk Währing befindet, ein Bach, den es längst nicht mehr gibt und der dem alten Ortskern den Namen verdankt. 1874 wurde der Währingerbach eingewölbt und fließt nun unterirdisch bis hinunter zum 9. Bezirk, wo er in den Alserbach mündet. Dieser alte Ortskern lag zwischen der heutigen Währingerstraße und der Gentzgasse. Es gesellten sich die ehemaligen Vororte Weinhaus, Gersthof und Pötzleinsdorf dazu, die ursprünglich für ihren Weinbau bekannt waren und so fasste man diese Dörfer im Jahre 1892 zum 18. Bezirk zusammen. Genau genommen waren damals auch noch Neustift am Walde und Salmannsdorf im Bunde, doch wurden diese beiden Gemeinden 1938 an Döbling abgetreten. An den ehemaligen Weinort erinnert heutzutage höchstens noch der Name Weinhaus, längst sind Reben und Heurige hier verschwunden. Nur noch eine einzige Buschenschank existiert - ganz oben in Pötzleinsdorf.

Im 19. Jahrhundert kamen die Wiener jedoch mit Freude zur Sommerfrische heraus nach Währing. Schubert etwa ließ sich gerne im Gasthaus „Zum Biersack“ nieder, wo er das Lied „Horch die Lerche im Ätherblau“ komponierte. Viele Berühmtheiten zog es hier her, wie Arthur Schnitzler, Egon Friedell, Emmerich Kalman, Felix Salten, die auch hier wohnten. Prachtvolle Villen entstanden im so genannten Cottageviertel, welches man gemeinsam mit Grünoasen, Parkanlagen und viel Baumbestand wohl als erstes mit dem 18. Bezirk assoziiert. Doch auch das ländliche Pötzleinsdorf, das urige Weinhaus oder das bunt gemischte Kreuzgassenviertel sind charakteristische Grätzeln von Währing. Vom Gürtel hinauf bis zum Schafberg zieht sich das 6,31 km² große Gebiet, in dem rund 50.000 Bewohner leben. Großteils sehr zufriedene und glückliche Bewohner, denn der „Achtzehnte“ gehört mit Sicherheit zu den schönsten und beliebtesten Wohnbezirken Wiens.


Mit Interviews von

Heidi Brunnbauer, Ludwig Fencl, Heinz Holecek, Paul Katt, Beatrix Neundlinger, Brigitte Weber, Werner Winterstein


Tracklist

1. 18. Bezirk – Währing 
2. Pötzleinsdorf
3. Gersthof
4. Weinhaus
5. Cottage und Türkenschanzpark
6. Noch mehr Währinger Berühmtheiten

Gesamtspielzeit 66:50


Musikbeiträge von:

Ludwig van Beethoven, Maria Cebotari, Emmerich Kálmán, Rudi Koschelu - Franz Handler, Die Original Wiener Schrammeln, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Milestones, Matthias Georg Monn, Duo Stadlmayr / Kroupa, Schmetterlinge, Philharmonia Schrammeln, Franz Schubert
 

Flanerien konkret

Derzeit gibt es keine aktuellen Termine für Stadtführungen im 18. Bezirk. Infos zu aktuellen StadFLANERIEN des Aktionsradius Wien unter office@aktionsradius.at.