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1. Bezirk, Die innere Stadt

Der 1. Bezirk war bis zu den Eingemeindungen 1850 ident mit der Stadt Wien. Auch heute noch sagen die WienerInnen „ich geh in die Stadt“, wenn sie die Innenstadt meinen. Die Kernzonen des Bezirks sind dicht bevölkert von TouristInnen, Flaneuren sowie Einkaufs- und Schaulustigen, die sich an den Straßenkünstler- und MusikantInnen in den Fußgängerzonen erfreuen, oder an den traditionsreichen Geschäften, Kaffeehäusern, k.u.k. Hofzuckerbäckereien, bis hin zu modernen Design- und Markenstores. Abseits des Trubels ist es erfreulicherweise immer noch möglich, romantische Gässchen, beschauliche Plätze und ruhige Zonen ganz für sich zu entdecken, und auch als Wohnbezirk bietet die Innenstadt hohe Lebensqualität und ein besonderes Flair.

Zur Geschichte im Detail:
Erste Besiedlungen lassen sich hier bereits 2000 v. Chr. nachweisen. Die Kelten nannten die Stadt Vedunia, die Römer Vindobona. Unter den Babenbergern erlebte Wien einen ersten Aufschwung, doch Weltgeltung verschaffte der Stadt erst die Herrschaft der Habsburger, die Wien als Hauptsitz auserwählten. Zur Vereinfachung der Verwaltung wurde im Jahr 1849 vorerst beschlossen, die Vororte einzugemeinden, was dann 1850 geschah. Damit wurde aus der bisherigen Stadt Wien der 1. Wiener Gemeindebezirk "Innere Stadt". Auch heute noch hat sich im Sprachgebrauch der Begriff „die Stadt“ für den 1. Bezirk erhalten.

Im Zuge dieser Umgestaltung beschloss Kaiser Franz Joseph im Jahr 1857, die Stadtmauer schleifen zu lassen. Geringe Reste der Basteien sind allerdings bis heute erhalten: Teile der Mölkerbastei, der Augustinerbastei bei der Albertina, der Coburgbastei und der Dominikanerbastei. Auch das Glacis, die freie Fläche vor den Stadtmauern, wurde rasch verbaut. Auf dem Gelände der einstigen Befestigungsanlagen wurde die Ringstraße errichtet, und in ihrem Verlauf entstanden viele prestigeträchtige Gebäude wie Wiener Staatsoper, Burgtheater, Parlament, Börse, Universität, Museen. Hochadel und Großbürgertum nutzten die Gelegenheit und erbauten in direkter Nachbarschaft eine Reihe weiterer Prachtbauen und „Ringstraßenpalais“, die die Innere Stadt noch heute prägen.

Bis in die Mitte der 70er Jahre erstickte die Innere Stadt beinahe im Straßenverkehr. Grundstückspekulanten versuchten, die Bewohner des 1. Bezirkes abzusiedeln, um gewinnbringende Büroräume in den freigewordenen Wohnungen zu schaffen. Ein Umdenken bewahrte den Bezirk schließlich, als reines Geschäftsviertel zu veröden: der Durchzugsverkehr wurde unterbunden, Fußgängerzonen, Cafés, Restaurants und Beiseln entstanden und sorgten dafür, dass das Leben in der "Inneren Stadt" heute wieder pulsiert und der Bezirk zum attraktiven Wohn- und Ausgehbezirk, aber auch zum Anziehungspunkt für Touristen wurde. 

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Essay

Burggarten & Schmetterlinghaus

Die Gänseblümchenguerilla

Sie kennen Sarah Wiener, gewiss. Entweder als Autorin («Das große Sarah Wiener Kochbuch») oder als Star-Fernsehköchin (die schönste ihrer Serien hieß «Sarah und die Küchenkinder» und war 2009 auf Arte zu sehen). Aber wissen Sie auch, dass sie als Jugendliche eine urbane Guerillera war? Eine der jüngsten Initiatorinnen in der Geschichte der Wiener Protestbewegungen seit der 68er Rebellion?

Wir lassen Frau Wiener selber zu Wort kommen. «Ich fühle mich als Auslöserin der Burggarten-Bewegung. Ich bin eines Tages vom Internat abgehauen und hab im Burggarten abgemähte Gänseblümchen aufgehoben. Zwei Polizisten fragen mich, was ich da tu. Sind Sie blind? sage ich. Sie sehen doch: Blumen aufheben. Die Polizisten verlangen meinen Ausweis. Warum, frage ich. Betreten des Rasens verboten, sagt einer der Beamten. Er fasst mich an, ich schreie um Hilfe. Die Freaks, die auf den Treppen des Palmenhauses saßen, kommen und fordern die Polizisten auf, mich – das Mädchen – loszulassen. Der Polizist dreht mir die Hände auf den Rücken. Ein richtiger Tumult entsteht. Mehr Freaks sind plötzlich da, aber auch ein Polizei-Großaufgebot. Ich werde festgenommen und bleibe die halbe Nacht eingesperrt. Am nächsten Tag steht in den Zeitungen: 16-jährige festgenommen, ohne Eltern Bescheid zu sagen. Der Polizeipräsident entschuldigt sich bei meiner Mutter. Ich werde in die TV-Sendung Ohne Maulkorb eingeladen. Ich und meine neuen Freunde nehmen uns vor: Jetzt gehen wir jedes Wochenende in den Rasen und protestieren für Rasenfreiheit im Burggarten. Jeden Samstag und Sonntag Schlägerei mit der Polizei. Es gibt Fotos, wo ich von drei Polizisten an Händen und Füßen weggeschleift werde.»

Eine Erinnerung an das Jahr 1979. Manchmal brauchen wir solche Erinnerungen, um zu erkennen, dass Zivilcourage sehr hilfreich sein kann, um die Dinge in der Stadt und im Staat zum Besseren zu wenden, zu mehr Liberalität zum Beispiel. Heute wird, wenn es warm und trocken ist, im Rasen des Burggartens gepicknickt, dass es eine Freude ist. Sich im Schatten der alten Bäume auszustrecken, ist längst kein subversiver Akt mehr. Wenn Polizisten kommen, mahnen sie höchsten die RadfahrerInnen ab, die durch die Parkanlage rasen. In den Erinnerungen anderer Menschen mögen andere Namen fallen, wenn vom auslösenden Moment der Bewegung für die Rasenfreiheit die Rede ist. Einerlei: Diese Bewegung markierte das Ende des frustrierten Rückzugs vieler nonkonformistischer junger WienerInnen nach der Enttäuschung des Arena-Abbruchs (1976). Und aus der Burgarten-Bewegung heraus entstand eine Vielzahl aktivistischer Projekte, vor allem Hausbesetzungs-Initiativen.
Die Erringung der Rasenfreiheit kann als die zweite Emanzipation des Burgartens bezeichnet werden, der ursprünglich ein Privatgarten des Kaisers war.

Die erste, große Emanzipation ereignete sich im  revolutionsschwangeren Jahr 1919. Das gärende Volk bzw. seine neuen Sprecherinnen und Sprecher nannten den Park «Garten der Republik» und machten ihn öffentlich zugänglich. Die große Terrasse des «Palmenhauses» (ab 1900 nach den Plänen des Wiener Architekten Friedrich Ohmann erbaut, der auch für die Wienfluss-Regulierung im Bereich des Stadtparks verantwortlich zeichnet), das den Burggarten gegen das Stadtzentrum hin abschließt, ist eine der repräsentativsten in Wien. Sie trägt den Schanigarten des Palmenhaus-Restaurants, das nicht gerade zu den Proletarierkneipen der Hauptstadt gezählt werden kann. TouristInnen aus Russland wundern sich trotzdem über die moderaten Preise. Links nach dem Eingang ins Restaurant befindet sich die so genannte Kunst-Vitrine – ein prüfender Lokalaugenschein verhilft leider zu der Erkenntnis, dass sie von den ein- und austretenden Gästen nicht bis kaum beachtet wird. Umso weniger, als derzeit bloß ein Stück Draht in dem Schaukasten liegt. Es ist ein Draht mit Bedeutung. Man müsste die Erklärung an der Wand lesen, um einen Draht zum Draht zu kriegen: «Flaneur» nennt der Künstler Johannes Heuer sein Objekt. Er geht seine Spazierwege ein zweites Mal, indem er sie in Draht nachbiegt. Im Fall des Objekts in der KunstVitrine entspricht der relativ gerade Streckenverlauf des Gletscherweges Morteratsch (Schweiz) mit seiner Nord-Süd-Ausrichtung räumlich der schmalen, gestreckten Form der Vitrine. Von Zeit zu Zeit wird eine Projektion an die Wand geworfen, die eine Kamerafahrt entlang des Objekts in annähernder Schrittgeschwindigkeit des damaligen Spaziergangs zeigt.

Wessen Körper a) den spontanen Bedarf hat, von tropischem Klima eingehüllt zu werden, oder wer b) keine Angst vor hunderten frei herumfliegenden Schmetterlingen hat, sollte das Schmetterlingshaus besuchen, das ein Teil des Ohmann´schen Palmenhauses ist. Es ist quasi ein kleiner Seitensprung aus dem Neoliberalismus heraus, gewinnt man doch im Schmetterlingshaus Informationen, die wenig relevant für Wirtschaftswachstum und ökonomische Effektivitätssteigerung sind – etwa, dass es 180.000 Schmetterlingsarten auf der Welt gibt und dass jedes Jahr im Schnitt 500 neue Arten entdeckt werden. Oder dass in Österreich 3.800 Nachfalterarten, aber nur 200 Tagfalterarten existieren. Ein Jammer, wenn man bedenkt, dass die Tagfalter wesentlich ästhetischer sind.

Verlässt man den Burggarten, um in Richtung Oper zu flanieren, passiert man das Goethe-Denkmal des Bildhauers Edmund von Hellmer am Parkeingang an der Ringstraße. Der Bildhauer erleichtere uns, den Dichter aller Dichter zu sehen, schrieb die «Neue Freie Presse» im Dezember 1900, kurz nach der Errichtung des Denkmals: Er tut das, «indem er das Standbild ziemlich niedrig stellt, selbstverständlich nicht so niedrig wie seinen Schindler im Stadtpark, aber doch nicht so hoch, als es sonst bei Statuen der Brauch. Er schafft uns einen bequemen Sehwinkel. Es bedarf keiner physischen Anstrengung, um das Kunstwerk zu genießen. Man braucht kein Fernrohr, um bis zur Stirne zu kommen, braucht sich nicht den Hals auszurenken, um nur bis zum Stiefel des Helden zu gelangen. Fast ohne aufzusehen, sieht man diesen Goethe. Er ist unserer Sphäre näher gerückt, er thront in unserem Gesichtsbezirk, immer noch über uns, das versteht sich, aber doch nachbarlich genug, dass der Festredner einen vollen Brustton heraufholen und mit Recht ausrufen darf: Er ist unser! […] Noch etwas Neues sieht man auf den ersten Blick an dem Denkmal, und dieses Neue führt uns zum guten Alten zurück. Man sieht nämlich etwas, was man nicht sieht: keine geschwätzigen Attribute, keine flügellahmen Allegorien, keinerlei vorlautes Beiwerk, das den Dichter zu erklären, zu erläutern, zu kommentieren, zu symbolisieren sich abmühte. Das Werk deutet sich selbst. Goethe sitzt ganz allein da droben, Goethe, der Alleinherrscher, und neben ihm kauert nicht die Hilflosigkeit des Künstlers. Für gewöhnlich beweist es ja nichts Anderes, als Unzulänglichkeit des Talentes, wenn Bildhauer ihre Statuen mit feierlichem Schnickschnack überladen. Da drängen sich allerhand Nebenfiguren herbei, um auch mitzutun, und aus irgendeinem verschollenen Himmel fallen geistlose Abstraktionen herunter und bleiben an dem Sockel kleben.»

Für die Nebenfiguren, die sich inzwischen doch an den Dichter herandrängen, kann unser Künstler nichts. Es sind die TouristInnen aus jeder Himmelsrichtung, die sich neben Goethe in Pose werfen, um im digitalen Speicher der Milliarden Urlaubsfotos zu landen, Dokumente eines Wien-Urlaubs, an den man sich bald nicht mehr erinnert, weil niemand auf die Idee kommt, die Routen der Flanerien durch Wien mit einem Stück zurechtgebogenen Draht für ewige Zeiten sichtbar zu machen.

Robert Sommer


INFO-BOX

Öffnungszeiten Burggarten:
1.4.2014 bis 31.10.2014: 6.00 bis 22.00 Uhr
1.11.2014 bis 31.3.2015: 6.30 Uhr bis 19.00 Uhr
http://www.bmlfuw.gv.at/ministerium/bundesgaerten/parkoeffnungszeiten/oeffnungszeiten_wien.html

Öffnungszeiten Palmenhaus:
Montag bis Donnerstag: 10.00 – 24.00 Uhr
Freitag, Samstag: 10.00 – 01.00 Uhr
Sonn- & Feiertag: 10.00 – 23.00 Uhr
http://www.palmenhaus.at/

Öffnungszeiten Schmetterlingshaus:
Sommer: April – Oktober
Montag - Freitag: 10:00 Uhr – 16:45 Uhr
Samstag, Sonntag & Feiertage: 10:00 Uhr – 18:15 Uhr
Winter: November – März
Montag - Sonntag (inkl. Feiertage): 10:00 Uhr – 15:45 Uhr
http://www.schmetterlinghaus.at/

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FlanerieTipps

Loos-Räume, Bartensteingasse

Architekturdenkmal und Musiksammlung der Wienbibliothek

Unweit vom Rathaus, in der Bartensteingasse 9, liegen noch weitgehend unentdeckt, die sogenannten Loos-Räume. Hier hat sich über Jahrzehnte eine heute denkmalgeschützte Wohnungseinrichtung von der Hand des weltberühmten Wiener Architekten Adolf Loos erhalten, in einer für Ringstraßenbauten typischen großzügigen Raumaufteilung. Dieses versteckte Architekturjuwel der Wiener Moderne beherbergt seit dem Ankauf durch die Stadt Wien die international renommierte Musiksammlung der Wienbibliothek. Nach einer umfassenden Renovierung samt Dokumentation und Ausstellungsgestaltung sowohl zur Bau(herren)geschichte der Wohnung, als auch zu den weltberühmten musikalischen Sammlungen der Familie Strauss oder Franz Schubert, ist für Interessierte heute ein informativer, musealer Rundgang abseits vom innerstädtischen Trubel möglich (Mo-Do, 9-13 Uhr). Derzeit noch ein Geheimtipp! www.wienbibliothek.at

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Vor dreihundert Jahren war das Orient noch nahe am Wasser gebaut. Der Tiefe Graben war damals ein Nebenarm der Donau, auf dem Schiffsleute ihre Fracht in die Stadt brachten. Das ehemalige Schankhaus entwickelte sich dabei zum Umschlagplatz für allerlei Güter aus dem Orient, für Gewürze, Stoffe, Schmuck. Schließlich wurde das Haus nach und nach so selbst zum »Orient«, zu einem geschmackvollen Etablissement und zu „Wiens berühmtesten Stundenhotel“. Heute, wie damals, ist das Orient ein Ort, an dem Sehnsüchte gestillt und wieder neu entfacht werden. Bereits Franz Joseph der Erste soll hier mit seiner Mätresse im bordeauxroten Samt-Exil stundenweise ein Gegenleben voller Leidenschaft geführt haben – die „Kaisersuite“ ist der Beweis dafür, dass Adel verpflichtet. So wie der Kaiser kann man sich auch heute noch im Orient einmieten – für 3 Stunden, oder für eine ganze Nacht! www.hotel-orient.at

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Spuren vergangener Zeit

Das Textilviertel rund um den Rudolfsplatz gehört – wie auch die Gegend um den Schottenring - zu den eher unentdeckten Vierteln des ersten Bezirks. Einige nostalgische Läden sind noch Zeugen aus der Zeit, als die Textilindustrie en gros und en detail hier florierte; viele leerstehende Geschäfte zeugen aber von den enormen wirtschaftlichen und städtebaulichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte. Die Stadtviertel in der Nähe des Donauarms entwickelten sich geschichtlich zwischen historischer Flussschifffahrt und bürgerlichem Handelszentrum, neben dem Textilhandel florierten hier Holz-, Fisch- und Salzhandel. Einige Straßennamen zeugen heute noch davon. Auf Höhe der Kirche Maria am Gestade legten die Holzflösser an, die Salzschiffe nähe Ruprechtskirche. Am Salzgries, bis Anfang des 13. Jahrhunderts eine Art Uferstraße vor den Stadtmauern bzw. zwischen Stadtmauer und Donauarm, standen Häuser der Salzhändler, der Salzer, die ein kaiserliches Patent zum Handel mit dem weißen Gold berechtigte. Bei einem Spaziergang über die Ruprechtsstiege ist das Wand-Sgraffito nicht zu übersehen, das Bischof Ruprecht mit Salzfass zeigt, den Schutzpatron der Salzer. Zwischen Verteilern und Produzenten wachte die Salzkammer, später das Salzamt, an das heute das gleichnamige Restaurant erinnert. Die heutigen Straßenbezeichnungen erinnern auch an den ehemaligen Fischverkauf, so z.B. in der Fischerstiege oder im Fischhof, wo sich ein Fischmarkt befand. Vielleicht haben Sie Lust, auf den Spuren vergangener Zeiten zu flanieren?

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Grünoase am Wienfluss

Der Stadtpark entstand nach Schleifung der Wiener Stadtmauer und Errichtung der Ringstraße um 1860 im Bereich des ehemaligen Wasserglacis vor dem Karolinenstadttor. Er war Wiens erste öffentliche Parkanlage und wurde im englischen Landschaftsstil am Wienflussufer angelegt. Mit seinen malerischen Wiesen, verschlungenen Wegen, Ziersträuchern, Alleebäumen, Wasserflächen, Spielplätzen, Gastronomielokalen und Kulturangeboten lädt der Stadtpark heute BewohnerInnen und Wienbesucher gleichermaßen zum Erholen und Genießen ein!
Der Stadtpark ist heute der an Denkmälern und Skulpturen reichste Park in Wien! Das wohl meistfotografierte Denkmal Wiens ist der vergoldete Johann Strauss, darüber hinaus befinden sich im Stadtpark Denkmäler und Büsten von Franz Schubert, Franz Lehar, Robert Stolz, Hans Makart, Anton Bruckner sowie des Wiener Bürgermeisters Andreas Zelinka, unter dessen Regierung der Stadtpark gestaltet wurde. Vielleicht haben Sie Lust auf einen Spaziergang, um ganz bewusst einmal alle diese Denkmäler zu erforschen und zu entdecken?

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Der Judenplatz in der Wiener Innenstadt war im Mittelalter Zentrum einer blühenden jüdischen Gemeinde Wiens. All das hat 1420/21 durch die Vertreibung und Ermordung der Wiener Juden ein abruptes Ende gefunden. Die 1995 unter dem Judenplatz ausgegrabenen Überreste der damals zerstörten Synagoge geben Zeugnis vom mittelalterlichen Gemeindeleben und dessen Vernichtung. Im Jahr 2000 wurde das Museum Judenplatz als zweiter Standort des Jüdischen Museums Wien eröffnet und auf dem Judenplatz das Mahnmal von Rachel Whiteread für die Opfer der Schoa enthüllt. www.jmw.at

Übrigens, bis 20. August 2014 ist noch eine interessante Ausstellung zu sehen! Das Jüdische Museum Wien porträtiert Amy Winehouse, die 2011 jung verstorbene Musikerin, wie sie kaum einer kennt. An Hand vieler Objekte und persönlicher Erinnerungsstücke wird ein ganz spezieller Blick auf das Leben von Amy Winehouse ermöglicht, und auch ihre Verankerung in der jüdischen Geschichte ihrer Familie wird greifbar.

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Wenn man durch´s Wien Innenstadt bummelt, lohnt sich auch ein Blick in die Seitengassen. In der Himmelpfortgasse 3 befindet sich zum Beispiel das prächtige Winterpalais des Prinzen Eugen, in dem der große Feldherr 1736 starb. Der Bau, von dem nur die berühmte Prunkstiege der Öffentlichkeit zugänglich ist, ist heute der Sitz des Finanzministeriums. Ein Stück weiter die Fußgängerzone hinunter liegt links der etwas versteckte Kärntner Durchgang mit der sehenswerten American Bar, entworfen 1907 von Adolf Loos, die nahezu unverändert erhalten blieb. Und auch das Metrokino liegt nur einen kleinen Abstecher weit entfernt in der Johannesgasse.

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Bibliothek, Sammlungen, Prunksaal und Fresken

Gründe, die Österreichische Nationalbibliothek zu besuchen, gibt es viele: die Bibliothek, die Sammlung von Handschriften und alten Drucken, Musiksammlungen, angegliederte Sondermuseen wie Papyrus-, Globen-, Esperantomuseum, und natürlich die Architektur und Baukunst an sich! Der barocke Prunksaal in der Wiener Hofburg mit seinen außergewöhnlichen Fresken zählt zu den schönsten historischen Bibliothekssälen der Welt. Kaiser Karl VI. (1685/1711-1740) veranlasste den Bau dieses Juwels profaner Barockarchitektur für seine Hofbibliothek. Erbaut wurde der Prunksaal von 1723 bis 1726 nach Plänen des berühmten Hofarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach von dessen Sohn Joseph Emanuel. Die Deckenfresken wurden vom Hofmaler Daniel Gran in den Jahren von 1726-1730 fertig gestellt und zeigen die allegorische Geschichte der Erbauung der Hofbibliothek. Die Nationalbibliothek bietet interessante Sonderausstellungen und eine Vielzahl an Führungen durch Prunksaal, Bibliothek und Sammlungen an. www.onb.ac.at

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Die Ruprechtskirche ist als älteste Kirche Wiens in jedem Fall einen Besuch wert! Der Legende nach wurde sie durch die beiden Glaubensboten aus Salzburg, Chuniald und Gislar, im Jahr 740 gegründet. Das erste überlieferte Dokument, in dem die Ruprechtskirche genannt wird, stammt aus dem Jahr 1200 und bezieht sich auf die Schenkung an das Schottenstift durch den Babenberger Herzog Heinrich Jasomirgott.. Die Kirche ist dem Hl. Rupert (gest. 715/716) geweiht, der zunächst Bischof von Worms war und dann etwa 10 Jahre lang am Aufbau der Kirche in Salzburg gewirkt hat. Er ist Patron der Salzschiffer und der Stadt Salzburg. Die Verbindung St. Ruprechts mit dem Salzhandel, einem wichtigen Wirtschaftszweig vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert, ist vielfach belegt. www.ruprechtskirche.at

Übrigens, in St. Ruprecht gibt es auch stimmungsvolle und spannende Konzerte, und es sind zwei etablierte musikalische Initiativen beheimatet: Alte Musik (www.alte-musik.co.at) und Neue Musik (www.neue-musik.at)
 

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Hörbuch

Die Innere Stadt – Bühne, Geschäftsbezirk und Lebensraum für Nischeninnenstadtbewohner

„Früher saß man im Schanigarten vorm Ambassador, hat auf die Straßn’ g’schaut, und da sind tolle Autos gefahren“, sagt die mitten in der Inneren Stadt lebende Schauspielerin, Edith Leyrer. So wie sie, erinnern sich auch Architekt Friedrich Achleitner und Sänger Louie Austen an eine befahrene Kärntner-Straße. Was sich im Laufe der Jahrzehnte noch alles veränderte und wie die Veränderungen wahrgenommen werden, ist Gegenstand des ersten Kapitels.

Über den Wohnbezirk Innere Stadt mit seinen normalen BewohnerInnen, aber auch Nischeninnenstadtbewohnern, philosophiert Schriftsteller Franz Schuh im anschließenden Kapitel.

Doch die Innenstadt ist weit mehr als nur Wohn- oder Geschäftsbezirk: Als Ort des Sehens und gesehen Werdens fungiert sie gewissermaßen als Bühne. Neben den großen Bühnen des ersten Bezirks gibt es auch die kleinen oder ehemaligen Bühnen, wie etwa die Ringstraße, wo früher reges Leben herrschte „und man im bestem Aufzug flanierte“, erzählt Schriftsteller Christian David. Die großen und kleinen Bühnen findet man im Übrigen auch im Bereich der Kaffeehäuser, wie der Obmann der Wiener Kaffeesieder, Berndt Querfeld, anschaulich erläutert.

Über das unterirdische und schaurige Wien geht es zum abschließenden Kaptitel „Kulisse Innere Stadt“. Tatsächlich ist es nämlich so, dass der erste Bezirk durchaus etwas Kulissenhaftes an sich hat – „schön zurechtgerückt und ausgeleuchtet als ginge es darum, einem bestimmten Bild gerecht zu werden“, sagt der Direktor des Filmmuseums, Alexander Horvath.

Carola Timmel
Redakteurin des Hörbuch Innere Stadt


Mit Interviews von

Friedrich Achleitner, Louie Austen, Christian David, Karin Fischer-Ausserer, Gerhard Hertenberger, Alexander Horvath, Edith Leyrer, Berndt Querfeld, Franz Schuh.


Tracklist

1_Sich wandelnde Innenstadt
2_Wohn- und Geschäftsbezirk
3_Bühne Innere Stadt
4_Gespiegelte Stadt
5_Schauriger 1. Bezirk
6_Kulisse Innere Stadt

Gesamtspielzeit: 74:55


Musikbeiträge von:

Célia Mara – Eine brasilianische Musikerin und Bewohnerin der Wiener Innenstadt.

Sie wurde 1963 in Pedra Azul geboren, lebt aber seit den 1990 er Jahren in Europa, vor allem in Wien. Célia Mara singt, komponiert und arrangiert. Sie ist eine Singer-/Songwriterin des 21. Jahrhunderts, arbeitet akustisch, elektronisch und orientiert sich an einer globalen Welt. Sie definiert sich selbst als „bastardista“, ihre Musik und auch sie selbst passen in keine Schubladen, sondern stehen für einen eigenen Stil, eigenwillig und einzigartig. Mit ihrer Musik schlägt Célia Mara Brücken zwischen den Kontinenten und erzählt assoziative Geschichten aus der globalisierten Welt zwischen Brasilien und Wien.

Flanerien konkret

Derzeit gibt es keine aktuellen Termine für Stadtführungen im 1. Bezirk. Infos zu aktuellen StadFLANERIEN des Aktionsradius Wien unter office@aktionsradius.at.